Wissenschaftlerin mit Praxiswissen

Das Hagener Mentoring unterstützt Doktorandinnen und Postdoktorandinnen beim Einstieg in eine wissenschaftliche Karriere. Heute im Portrait: Psychologin Katja Siestrup.


Portrait einer Frau Foto: Veit Mette
Katja Siestrup beschäftigt sich in ihrer Promotion mit dem Thema „Job Crafting”.

Das Hagener Mentoringprogramm unterstützt Doktorandinnen und Postdoktorandinnen der FernUniversität in Hagen beim Einstieg in eine wissenschaftliche Karriere. In lockerer Folge begleiten wir die geförderten Wissenschaftlerinnen auf ihrem Weg zur Promotion und Habilitation – heute Katja Siestrup (30) aus dem Lehrgebiet Arbeits- und Organisationspsychologie.

Der Weg zur Professur könnte Katja Siestrup möglicherweise an eine Fachhochschule führen. Daher hat sich die Promovendin mit Wirtschaftspsychologin Prof. Dr. Petia Genkova (Hochschule Osnabrück) bewusst eine Mentorin ausgesucht, die ihr Tipps für dieses Ziel geben kann. „Im Austausch geht es vor allem um strategische Fragen der Karriereplanung“, sagt Katja Siestrup. „Im Bereich Arbeits- und Organisationspsychologie legen wir großen Wert auf den Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis. Fachhochschulen bieten dafür eine gute Umgebung.“

Berufliche Praxis

Anders als an einer Universität ist für eine Professur an Fachhochschulen eine mehrjährige Erfahrung in der beruflichen Praxis erforderlich. „Für mich war immer klar, dass ich Erfahrungen in der Praxis sammeln will“, sagt Katja Siestrup. „Zum Beispiel kämen die Bereiche Personalentwicklung und Beratung in Frage.“ Zunächst aber steht für die Psychologin bis 2020 ihre Promotion an der FernUniversität an erster Stelle.

zwei Frauen mit Buch und Smartphone im gemeinsamen Austausch Foto: Ingolf Hatz/Cultura/Getty Images
Mentoring, kollegiale Beratung und professionelles Coaching sind die drei Säulen im Hagener Programm.

Job Crafting

Seit fast fünf Jahren forscht und lehrt Katja Siestrup im Lehrgebiet Arbeits- und Organisationspsychologie. In ihrer Promotion beschäftigt sich die Wissenschaftliche Mitarbeiterin mit dem Thema „Job Crafting“. „Es geht dabei um das aktive und individuelle Gestalten der eigenen Arbeit“, erklärt Siestrup. Wie können Beschäftigte für sich selbst den Arbeitstag angenehmer gestalten? Wie ist ihre Sicht auf den Job? Welche Strategien sind förderlich für ihre Leistung? Basis sind drei Befragungen in mittelständischen Unternehmen und mit Fernstudierenden. Die Daten bereitet Katja Siestrup momentan für die Publikationen im Zuge ihrer kumulativen Promotion auf. „Wir unterscheiden zwischen Vermeiden und Zupacken. Förderlich ist es, sich aktiv neue Aufgaben zu setzen“, zieht sie ein Zwischenfazit. „Aufgaben zu vermeiden, ist hingegen schwierig und kann langfristig Burnout begünstigen.“

Das Hagener Mentoring

Mentoring, kollegiale Beratung und professionelles Coaching: Mit diesen drei Säulen unterstützt das Hagener Mentoringprogramm Doktorandinnen und Postdoktorandinnen der FernUniversität beim Einstieg in eine wissenschaftliche Karriere. Weiterer Schwerpunkt ist der Aufbau eines eigenen fachlichen und überfachlichen Netzwerks. Beim eigentlichen Mentoring begleiten erfahrene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Teilnehmerinnen. Im Gegensatz zur fachlichen Betreuung durch die Vorgesetzten stehen dabei Kompetenzen im Mittelpunkt, die jenseits des konkreten Themas der Promotion oder Habilitation liegen. Aktuell läuft bereits die zweite Runde des Programms.

Work-Life-Balance

Für ihre Forschungsthemen, zu denen auch Work-Life-Balance und Studieren neben dem Beruf zählen, ist das Umfeld an der FernUni ideal. „Ich schätze die Zusammenarbeit mit den Fernstudierenden, die Erfahrung im Beruf haben und mit hoher Motivation studieren“, sagt Katja Siestrup. Zumal sie ähnlich wie die Studierenden mit einer Mehrfachbelastung jongliert: Promotion, Lehre, Privatleben – wie bekommt man das am besten unter einen Hut? „Daran arbeite ich kontinuierlich“, sagt sie. Das Mentoring hat ihr geholfen, Freiräume zu schaffen. Die Münsteranerin schreibt montags und freitags im Home-Office an ihrer Doktorarbeit. In der Wochenmitte ist sie in Hagen vor Ort, betreut Präsenzveranstaltungen sowie Bachelor- und Masterarbeiten in Psychologie.

Die Zeit auf dem Campus nutzt sie auch, um sich bestmöglich zu vernetzen. Etwa über die kollegiale Beratung im Mentoring. „Ich bin überrascht, wie gut der interdisziplinäre Austausch funktioniert und wie hilfreich Tipps aus anderen Fachbereichen sind“, berichtet Siestrup. Profitiert hat sie als Nachwuchswissenschaftlerin auch von den Fortbildungen der Personalentwicklung sowie der Frauen- und Forschungsförderung. „Die Rahmenbedingungen an der FernUni sind ideal“, bilanziert sie. „Es lohnt sich, Zeit zu investieren und die Angebote zu nutzen.“

Carolin Annemüller | 25.10.2019