Bedeutung von Logik-Diagrammen erforscht

Die Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften hat Jens Lemanski die Venia Legendi erteilt. Er habilitierte sich mit einer Arbeit im Bereich der Logik und Ontologie.


Drei Männer, Mann in der Mitte mit Blumenstrauß und Urkunde Foto: FernUniversität
Dr. Jens Lemanski (Mitte) mit Dr. Thomas Walter (li.), Geschäftsführer der Fakultät Kultur- und Sozialwissenschaften, und Prodekan Prof. Dr. Hubertus Busche

Mit seiner Habilitation an der FernUniversität in Hagen hat Dr. Jens Lemanski zugleich einen weiteren Meilenstein seiner Forscherlaufbahn erreicht: Die Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften erteilte ihm die Venia Legendi im Fach Philosophie. Die Habilitationsurkunde überreichte Prodekan Prof. Dr. Hubertus Busche. Er leitet das Lehrgebiet Philosophie I, in dem Jens Lemanski seit 2014 als Wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig ist. „Ich freue mich über die größere wissenschaftliche Freiheit, die ich nun habe“, sagte der frisch Habilitierte, dessen Forscherdrang ihn bereits an verschiedene Universitäten geführt hat. Unter anderem promovierte er 2011 in einem Doppelverfahren zugleich in Mainz und dem süditalienischen Lecce.

Er ist jedoch nicht nur international vernetzt, sondern bewegt sich mit seiner Forschung auch in einem interdisziplinären Feld: In seiner Habilitationsschrift „Welt und Logik“ stehen sogenannte Logik-Diagramme im Mittelpunkt. Diese systematischen Darstellungen eignen sich nicht nur zur Veranschaulichung rein philosophischer Fragen, sondern kommen in zahlreichen Gebieten zum Einsatz – etwa der Mathematik, Psychologie, Linguistik oder Informatik. „Logik-Diagramme sind in vielen Bereichen wichtig, in denen man mit ‚Wissen‘ hantiert – angefangen bei manchen Datenbank bis hin zu Aspekten der Genetik“, erklärt Lemanski.

Zwischen Diagramm und Metapher

Es gibt verschiedene Arten von Logik-Diagrammen: Manche sind als ineinander verschachtelte Kreise oder Rechtecke konzipiert, es gibt baumartige Strukturen, Matrizen oder auch vermeintlich ungeometrische Schemata. Ihren Status innerhalb der Philosophie ergründet Lemanski in seiner Habilitationsschrift. Dabei interessiert ihn besonders die Wechselwirkung zwischen den Diagrammen und der Sprache.

Historische Abbildung eines Diagramms aus Quadraten Bild: gemeinfrei
Das Diagramm stammt aus Immanuel Kants Werk „Logik“ und besagt: Wenn x in b und b wiederum in a enthalten ist, dann ist x auch in a enthalten.

„Zum Beispiel sagt man, ein Begriff sei ‚weiter‘ oder ‚enger‘ als der andere. Oder man spricht von ‚höherstehenden Begriffen‘“, so der Forscher. „Ich fand diese Metaphern immer befremdlich und habe mich gefragt, wie sie sich eigentlich erklären lassen.“ Die Antwort liegt für ihn im Rückbezug auf die Diagramme, die eine Schnittstelle zwischen der sinnlich wahrgenommenen Welt und der abstrakten Logik darstellen. Die Formulierung „Eine Sache ist in einer anderen Sache enthalten“ lässt sich etwa leicht versinnlichen, indem man einen großen Kreis b zeichnet, in dem sich ein kleiner Kreis a befindet.

Grenzenlose Komplexität

Das Beispiel ist einfach, Lemanski betont jedoch: „Das Ganze kann relativ schnell sehr komplex werden.“ So ergeben sich bereits neue Schlüsse, wenn ein noch größerer Kreis c die beiden vorherigen Kreise umfasst. Es lässt sich dann sagen, dass a nicht nur in b, sondern zugleich auch in c enthalten ist. Noch komplizierter wird es beispielsweise, wenn sich die Kreise überlappen, Schnittmengen aufweisen oder Informationen durch sehr viele Kreise dargestellt werden. Je nachdem wie ausgebaut ein grafisches Schema ist, wird auch die Deutung zusehends abstrakter. „Viele Diagramm-Typen und deren Potenzial für verschiedene Anwendungsbereiche verstehen wir noch gar nicht“, bemerkt der Logiker mit Blick auf historische Darstellungen.

Forschungsbereich im Aufwind

Die großen Möglichkeiten zur Abstraktion, die Logik-Diagramme bieten, wirken aktuell vor allem auf den IT-Bereich anziehend. „Gerade erleben wir einen neuen ‚Boom‘ des Themas – vor allem durch die Forschung zu Künstlicher Intelligenz“, sagt Lemanski. „Man stellt fest, dass Programmierungen nicht nur durch reine Formeln darstellbar sind, sondern mittlerweile auch Diagramme verwendet werden können.“ Bei aller Euphorie – egal in welcher Disziplin – sei jedoch stets ratsam, das zugrundeliegende logische Regelwerk zu kennen: „Um den Sinn der Diagramme zu treffen, ist ein philosophisches Vorverständnis sehr hilfreich.“

Benedikt Reuse | 27.02.2019