Fakultät KSW feiert die 500. Promotion

Die Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften (KSW) hat allen Grund zur Freude. Christina Gloerfeld ist die 500. Promovendin.


Auf dem Bild stehen mehrere Personen aus der Fakultät Kultur- und Sozialwissenschaften zusammen und feiern mit der 500. Promovendin Christina Gloerfeld. Foto: FernUniversität
Die Fakultät freut sich mit der 500. Promovendin Christina Gloerfeld. Von l. nach r.: Dr. Thomas Walter, Geschäftsführer KSW, Prof. Dr. Claudia de Witt, Erstgutachterin, Promovendin Christina Gloerfeld, Prof. Dr. Sonja Ganguin, Zweitgutachterin der Universität Leipzig und Prof. Dr. Jürgen G. Nagel, Dekan der Fakultät KSW

Die 37-jährige Dortmunderin untersuchte in ihrer über 300 Seiten langen Dissertation, wie die Digitalisierung das Lehren und Lernen an der FernUniversität verändert.

500. Promotion der Fakultät Kultur- und Sozialwissenschaften

Der vollständige Name der Promotion von Christina Gloerfeld lautet: „Digitalisierung und didaktische Verände­rungen – Entwicklung eines analytischen Rahmenmodells zur Identifikation der Auswir­kungen von Digitalisierung auf Lehr-/Lernprozesse und Untersuchung der Veränderungen am Beispiel der FernUniversität in Hagen.”

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Auf das Thema ist sie auch durch ihre Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin im FernUni-Lehrgebiet Bildungstheorie und Medienpädagogik gekommen, in dem sie sich stark mit digitalen Medien beschäftigt. In ihrer Dissertation leitete sie aus sechs bestehenden allgemeindidaktischen Modellen von Lehr-/Lerprozessen ein übergeordnetes Modell ab, das die verschiedenen theoretischen Perspektiven einbezieht. Christina Gloerfeld nennt dies analytisches Rahmenmodell, welches eingesetzt werden kann, um Lehr-/Lernprozesse zu beschreiben. Es dient als Werkzeug zur Standortbestimmung, um die eigene Lehre zu reflektieren und sich auch mit anderen Universitäten zu vergleichen.

Auf der Grundlage des Modells führte sie eine empirische Studie durch und befragte dafür 17 Lehrende und Studierende der FernUni. Als Betrachtungszeiträume wählte sie die Zeit vor und nach der Einführung von Moodle im Jahr 2007 aus, und verglich diese.

Wie wirkt sich die Digitalisierung auf uns aus?

Die wichtigste Erkenntnis aus ihrer Dissertation ist, dass eine digitale Transformation aus ihrer Sicht bisher nicht stattgefunden hat. Die Strukturen des Lehrens und Lernens hätten sich noch nicht großartig geändert. „Studierende sichten immer noch das Material, schreiben sich beim Lernen wichtige Punkte heraus und wiederholen den Lernstoff. Allerdings haben sich die Zugänge zu Informationen und Kommunikation verändert“, erklärt Christina Gloerfeld.

„Digitale Transformation hat bisher noch nicht stattgefunden.“

Christina Gloerfeld

In diesem Sinne sind Veränderungen durch Digitalisierung auch im Alltag spürbar. „Digitale Medien durchdringen alle gesellschaftlichen Bereiche“, sagt Gloerfeld. Es gibt mehr Möglichkeiten, mehr Angebote, einen Online-Zugang zur wissenschaftlichen Literatur und mehr Chancen, digital zu kommunizieren. Social Media bietet zudem Lehrenden wie auch Studierenden eine neue Möglichkeit, sich auszutauschen. Dadurch steigen im Gegenzug auch die Anforderungen, sich in der Vielzahl an Optionen orientieren zu müssen. Für manche Personen ist der Druck gewachsen, zum Beispiel schnell auf E-Mails reagieren zu müssen.

Ein weiteres aktuelles Beispiel ist die DSGVO. Die neue Datenschutz-Grundverordnung erfordert von den Lehrenden, sich vermehrt mit Fragen zum Umgang mit personenbezogenen Daten in Lehrszenarien mit digitalen Medien auseinanderzusetzen.

Persönlicher Kontakt ist immer noch grundlegend

Nach wie vor ist der persönliche Erstkontakt für viele Studierende wichtig. Gloerfeld stellte in ihrer Untersuchung fest, dass die Regional- und Studienzentren der FernUniversität dabei immer noch eine hohe Relevanz haben. Es fällt den Studierenden leichter, erst einmal einen persönlichen Kontakt zu knüpfen, der dann auch gerne digital fortgeführt wird. Zwar sei die Hemmschwelle gesunken, Anfragen einfach per E-Mail zu versenden, aber wenn es über eine konkrete Anfrage hinausgeht, ist das persönliche Kennenlernen immer noch grundlegend.

Strukturelle Veränderungen sind in Zukunft möglich

Auch wenn die digitale Transformation noch nicht stattgefunden hat, hält Gloerfeld es für möglich, dass es in Zukunft grundlegende Veränderungen geben wird. Bei der FernUni besteht momentan eine Doppelstruktur aus analogen und digitalen Angeboten. Ein Teil der Studierenden möchte weiterhin den Studienbrief auf Papier haben, da sie das haptische Gefühl schätzen. Es werde nach Gloerfeld noch dauern, bis sich Lehrende und Studierende von alten Mustern und Verhaltensweisen lösen und die Potenziale, die in digitalen Medien stecken, wirklich ausschöpfen.

Lernen könnte in Zukunft dennoch flexibler werden. Es wäre denkbar, dass Studierende zum Beispiel ihr Studienprogramm nicht vollständig an einer Universität absolvieren. Sie könnten sich im Netz Studieninhalte von verschiedenen Unis zusammenstellen. Die Digitalisierung bietet die Chance, selbstbestimmter zu lernen und in Zukunft vielleicht auch Prüfungen am Computer zu schreiben. Experimente für die rechtssichere Identifikation des Prüflings gibt es schon, denn zum Beispiel hat jeder ein individuelles Tippverhalten auf der Tastatur.

Neue Möglichkeiten bieten auch die Methoden künstlicher Intelligenz, etwa im Bereich der Unterstützung von Lernprozessen mit Lernempfehlungen. Ebenso wird derzeit geforscht, wie Künstliche Intelligenz (KI) in Zukunft schriftliche Arbeiten, wie zum Beispiel Hausarbeiten oder Tests mit offenen Textantworten verarbeiten und bewerten kann. Da unsere Sprache allerdings sehr komplex ist, muss an diesem Thema noch intensiv geforscht werden.

Große Unterstützung durch die FernUni

Die Promovendin trägt einen Helm und Schoner, um einen Parcour zu bewältigen, den ihre Kollegen für sie aufgebaut haben. Foto: FernUniversität
Christina Gloerfeld trägt Helm und Schoner, um einen Parcour mit verschiedenen Fahrzeugen zu bewältigen, den ihre Kollegen aufgebaut haben. In der KSW-Fakultät hat es sich seit der letzten Promotion "eingebürgert", dass jede Promovendin oder jeder Promovend noch eine kleine Aktion erhält, die passend zur Person gewählt wird.

Die starke Verbindung von Christina Gloerfeld zur FernUni kommt nicht von ungefähr. Sie ist gebürtige Hohenlimburgerin und ihr Vater arbeitete in der Verwaltung der FernUni. Seit 2011 ist sie für ihre Arbeit in ihre alte Heimat Hagen zurückgekehrt und begann als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Team von Prof. Claudia de Witt im Forschungsprojekt „Mobile Learning“. Momentan forscht sie im interdisziplinären Projekt „AI.EDU Research Lab“ zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Hochschulbildung. „Während meiner Dissertation habe ich eine super Unterstützung von der FernUni erfahren. Es war toll, in den verschiedenen Bereichen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner vor Ort zu haben“, erzählt Gloerfeld abschließend.

Annemarie Gonsiorczyk | 24.09.2019