„Fridays for Future übernimmt Verantwortung für die ganze Welt“

Mit einem Abend über die Jugendbewegung endete die Reihe „ImPuls: Politischer Salon Hagen“ in 2019. Aufgrund der positiven Resonanz wird sie im kommenden Jahr fortgesetzt.


Sie sind jung, unnachgiebig, häufig scharfzüngig und gut informiert: Die Bewegung Fridays for Future – repräsentiert durch das Hashtag #fff – protestiert immer freitags dafür, dass die Politik mehr gegen den Klimawandel unternimmt. Was erreicht die Bewegung, was treibt sie an, weltweit wie vor Ort in Hagen? Diese Fragen wurden in der Reihe „ImPuls: Politischer Salon Hagen“ diskutiert, einer Kooperation zwischen FernUniversität, Theater Hagen und Emil Schumacher Museum an wechselnden Orten der beteiligten Institutionen. Die Veranstaltung traf einen Nerv, rund 120 Interessierte waren ins Kunstquartier gekommen.

1,5-Grad-Ziel nicht verhandelbar

„Wir engagieren uns, weil es unsere Zukunft ist und weil uns das Thema am Herzen liegt“, fasste Janne Rosenbaum zusammen. Die 17-jährige Schülerin ist eines der Gesichter der lokalen Gruppe #fff. Sie stellte Motivation und Ziele der Jugendlichen vor, die sich vor allem an der Einhaltung des 1,5 Grad-Ziels aus dem Pariser Klimaschutzabkommen ausrichten. Insgesamt fordern sie, alle politischen Beschlüsse hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf das Klima zu überprüfen.

In Hagen haben sie schon etwas erreicht: Auf ihren Antrag hin hat der Rat der Stadt im September den Klimanotstand ausgerufen. Das bedeutet, dass alle Entscheidungen und Maßnahmen hinsichtlich ihrer Klimarelevanz zu prüfen sind. Als langjähriger Kommunalpolitiker und Vorsitzender des Umweltausschusses zeigte sich Hans-Georg Panzer beeindruckt davon, „wie strukturiert die Jugendlichen vorgehen“. Eine derart schnelle, einstimmige Reaktion der Politik habe er selten erlebt.

Diskurs über Klimawandel

Von Seiten der Wissenschaft wird Fridays for Future gestärkt: „Sie sind so breit aufgestellt wie keine andere Umweltbewegung bisher und haben es geschafft, Fragen des Klimawandels in den gesellschaftlichen Diskurs zu bringen“, attestierte Bildungsforscherin Prof. Dr. Cathleen Grunert von der FernUniversität in Hagen. Sie arbeitet mit am aktuellen Engagementbericht der Bundesregierung, der sich auf das Engagement junger Menschen im digitalen Zeitalter konzentriert. Die hat auch die #fff in kurzer Zeit so stark werden lassen. Ob es sich auch um eine radikale Bewegung handelt? „Fridays for Future sind gut informiert und deshalb so kompromisslos“, antwortete Grunert.

Dabei fordern sie lediglich, die Politik möge nachhaltig handeln. „Dazu gehören eben die Felder Ökologie, Ökonomie und Soziales“, erläuterte Fabian Göke von der Hagener Gruppe #fff. „Nach der Ökonomie ist jetzt mal die Ökologie dran.“

Verantwortungsvolle Bewegung

In der Diskussion mit dem Publikum kam die Kritik, #fff sei gewissermaßen ein Wohlstandsphänomen, Jugendliche und junge Menschen seien vor allem in den Industrienationen engagiert. An dieser Stelle nahm FernUni-Wissenschaftlerin Grunert den Wind aus den Segeln: „Der Klimawandel ist ein globales Problem. Fridays for Future übernehmen stellvertretend Verantwortung für die ganze Welt.“

Wo Wetterextreme lokal bereits zu spüren sind, zeigte Janne Rosenbaum auf: „Das Fichtensterben ist massiv zu beobachten“, lenkte sie den Blick auf den Hagener Wald.

Klimaschutz an der FernUni

Für Verbesserungen und Engagement beim Klimaschutz in der Stadt warben die Kanzlerin und die Rektorin der FernUniversität beim Politischen Salon. „Wir müssen uns als Institution fragen, was wir beitragen können, um etwa den Autoverkehr zu reduzieren und erneuerbare Energien zu fördern. Ich werde mich dafür einsetzen, dass an der FernUniversität was passiert“, sagte Kanzlerin Birgit Rimpo-Repp. Für ein besseres Mobilitätskonzept in Hagen sprach sich Rektorin Prof. Dr. Ada Pellert aus: „Ich sehe als Ergebnis eine attraktivere Stadt. Das sollte uns alle motivieren.“

Anja Wetter | 15.11.2019