China-Experte Prof. Helmut Wagner im Ruhestand

Der Makroökonom der FernUniversität ist für Medien und Wissenschaft ein gefragter Gesprächspartner, wenn es um Chinas wirtschaftliche Stärke und die Veränderungen in der EU geht.


Viel zu erzählen haben sich regelmäßig die Rektorin der FernUniversität in Hagen, Prof. Dr. Ada Pellert, und der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Helmut Wagner, Inhaber des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Makroökonomie. Meistens geht es um Ostasien und insbesondere China, zu dem beide eine wissenschaftliche Beziehung haben. Beim letzten Treffen kamen sie natürlich auch wieder schnell auf „ihr Thema“ zu sprechen. Anlass ihres Gesprächs war die Verabschiedung des renommierten Wissenschaftlers in den Ruhestand, der am 1. März begann. Oder auch nicht.

Foto: FernUniversität
Prof. Helmut Wagner erhielt von Rektorin Prof. Ada Pellert die Urkunde zur Entlassung aus dem aktiven Dienst.

Denn man wird ihn weiter häufig auf dem Campus sehen. „Sie machen also weiter wie bisher“, stellte die Rektorin fest. „Noch mehr!“ erwiderte Prof. Wagner. Er will eine hervorragende Mitarbeiterin in Lehre und Forschung unterstützen, um sie noch besser für ihre wissenschaftliche Karriere zu qualifizieren, und seine eigenen Forschungsaktivitäten weiter verstärken.

Dafür wird er weiter durch die Welt reisen – „im Dienst der Wissenschaft“, wie es die Rektorin formuliert hatte, als sie Wagner 2018 zu seiner 40-jährigen Tätigkeit im öffentlichen Dienst gratulierte. In den letzten Monaten hat er zusätzlich zu seinen Arbeiten zu China und den dortigen Entwicklungen einen Beratungskontakt zur Universität von Mauritius aufgebaut. Auch seine enge Anbindung an das Center for East Asian Macroeconomic Studies (CEAMeS), das er gemeinsam mit Prof. Dr. Hans-Jörg Schmerer (Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insbes. Internationale Ökonomie) gegründet hat, wird dafür sorgen, dass er noch oft die kurze Entfernung von seinem Haus zum FernUni-Campus zurücklegt.

25 Jahre an der FernUniversität

Natürlich nur, wenn er in Hagen ist. In den fast 25 Jahren, die er bis jetzt an der FernUniversität tätig ist, war er jedoch nicht nur anlässlich seiner zahlreichen Vorträge unterwegs. Längerfristige Aufgaben führten ihn für insgesamt etwa fünf Jahre in alle Welt, insbesondere in die USA und nach China und Japan. Vor allem als Visiting Professor und Visiting Scholar war er bei Universitäten und Institutionen ein gefragter Experte und Gesprächspartner: Harvard, Princeton und John Hopkins University, in Xiamen, Tokio und Budapest, beim Internationalen Währungsfonds (IWF), dem National Bureau of Economic Research und der Federal Reserve Bank of San Francisco.

Zur FernUniversität gekommen zu sein hat Wagner trotz der vor allem anfangs hohen Arbeitsbelastung für die Lehre nie bereut, unter anderem wegen der guten Forschungsmöglichkeiten. Ein aktueller Forschungsschwerpunkt liegt auf der wachsenden wirtschaftlichen Stärke Chinas und auf den ökonomischen Auswirkungen der Veränderungen in der Europäischen Union.

Vor Immobilienblasen gewarnt

Mit seinen Erkenntnissen bereichert er als Gesprächspartner die Medien bis hin zum Wall Street Journal, ebenso auch die Diskussionen in Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. Seine Themen reichen von der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank bis zu den Folgen des Brexit. Doch auch vor dem Platzen der Immobilienblase in den USA warnte er schon frühzeitig. Nun sieht er solche Gefahren auch für Deutschland.

Schon vor seiner Berufung an die FernUniversität hatte er den Jean Monnet Chair of European Integration an der Universität Hamburg inne und war u.a. Gast des Massachusetts Institute of Technology (MIT), der University of California und der Bank of Japan: „Die engen Kontakte vor allem nach Tokio und zum Internationalen Währungsfonds bestehen weiter.”

Promoviert worden war Wagner 1976 nach Studienabschlüssen in Wirtschaftswissenschaft und in Soziologie in Regensburg, habilitiert wurde er 1981 an der RWTH Aachen. Hier arbeitete er als Privatdozent und Berater in einem China-Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit. Seine erste C-4-Professur erhielt er dann schon 1982 in Hamburg: „Ich war nie richtig Assistent.“

Gerd Dapprich | 04.03.2020