Corona-Krise als Lernauslöser im Bildungsbereich

Mit einem digitalen Dialog zum Corona-Schock im Bildungssektor beteiligte sich die FernUniversität am ersten bundesweiten Digitaltag. Auch Stimmen aus dem Netz flossen ein.


Foto: FernUniversität
Der digitale Dialog der FernUniversität war eine von mehr als 1.000 Aktionen im Rahmen des Digitaltages.

Mit Abstand auf der Bühne und live zugeschaltet aus dem Homeoffice – Bildungsexpertinnen und -experten der FernUniversität in Hagen beteiligten sich mit einem digitalen Dialog am ersten bundesweiten Digitaltag. Das Thema hätte aktueller kaum sein können: „Corona-Schock im Bildungssektor“ lautete der Titel der Veranstaltung.

„Wie können Universitäten und Schulen ihre Erfahrungen aus der Corona-Krise als Lernauslöser nutzen?“ Mit dieser Frage richtete sich Moderatorin Dr. Annabell Bils an das Podium vor ausschließlich virtuellem Publikum. Die Diskussion wurde als eine von zahlreichen Veranstaltungen zum Digitaltag im Live-Stream übertragen.

Neue Medien an die Unis holen

„Es wäre auf jeden Fall schade, wenn wir die Erfahrungen, die wir jetzt mit neuen Medien gemacht haben, direkt wieder vergessen“, sagte Rektorin Prof. Dr. Ada Pellert mit Blick auf digitale Lern- und Lehrformen, die mit der Corona-Situation langsam, aber flächendeckend, im Bildungsbereich ankommen. Dabei seien nun Bildungseinrichtungen aller Art in der Pflicht: „Diese Gesellschaft ist geprägt von neuen Medien und wir müssen diese Realität auch in die Bildung holen“, sagte Pellert.

Zeitgemäße Ansätze der Hochschuldidaktik forderte Prof. Dr. Claudia de Witt ebenfalls. Hochschulen sollten sich in Zukunft mehr mit der Automatisierung intelligenten Verhaltens befassen. Die Professorin für Bildungstheorie und Medienpädagogik an der FernUniversität betonte vor allem die Relevanz und den damit verbundenen Fortschritt einer individualisierten Lehre: „Personalisiertes Lernen in Verbindung mit Künstlicher Intelligenz ist ein zukunftsfähiger Ansatz, um Studierende individuell zu fördern“, fasste sie den Weg hin zu mehr Digitalisierung im Bildungssektor zusammen.

Konsens fand darüber hinaus auch die Frage nach der sinnvollen Integration digitaler Lehr-Formen. Es könne jedenfalls keine Frage nach dem Entweder-oder sein, brachte es Prof. Dr. Uwe Elsholz auf den Punkt. Der Prorektor für Weiterbildung, Transfer und Internationalisierung und Professor für Lebenslanges Lernen sprach sich für eine bessere Verzahnung von digitalen Formaten und Präsenzveranstaltungen aus.

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Das Podium: vor Ort und im Homeoffice

Den Schwung sinnvoll nutzen

„Aber wie können wir den Schwung aus der Corona-Krise letztlich nutzen?“, fragte die Referentin für Hochschulstrategie und Digitalisierung, Dr. Annabell Bills, hinsichtlich möglichst konkreter Lösungen. „Zunächst brauchen die Lehrenden Weiterbildungen, damit sie Routinen ausbilden können. Außer an der FernUniversität haben die meisten Hochschulen keine Routinen, was die digitale Lehre betrifft“, sieht Prof. Dr. Julia Schütz, Professorin für Empirische Bildungsforschung, eine der Hürden, die nun von der Bildungspolitik zu nehmen sei.

Live eingeflossen in den digitalen Dialog der FernUniversität sind auch Stimmen aus dem Netz. Neben der Forderung nach mehr kollaborierenden Projekten der Universitäten untereinander wurde vor allem der Wunsch geäußert, insgesamt experimentierfreudiger im Bereich digitaler Lehre zu sein. Die Studierenden seien bereit für innovative Lösungen, auch wenn diese nicht immer perfekt ausgearbeitet seien: „Einfach mal ausprobieren“, adressierte eine Zuschauerin aus dem Chat in Richtung deutscher Hochschullandschaft.

Die Corona-Krise hat jedenfalls gezeigt, dass Digitalisierung in der Lehre gelingen kann. Ob ausgereifte Konzepte folgen, die auch langfristig funktionieren, und wie viele der guten Ideen wirklich den Sprung in eine Zeit nach dem Corona-Schock schaffen, werden die nächsten Monate zeigen.

Sarah Müller | 22.06.2020