Aus der Reihe „Gespräche am Tor“: (Südwest-)deutsche Justizgeschichte

Nachdem zwei Termine aufgrund der Corona-Pandemie ausfallen mussten, ist die öffentliche Veranstaltungsreihe im Regionalzentrum Karlsruhe der FernUniversität online gegangen.


Foto: Regierungspräsidium Karlsruhe/Referat Denkmalpflege
Das Ettlinger Tor wurde 1803 gebaut und war eines von ehemals sechs Stadttoren von Karlsruhe.

Die beiden letzten Veranstaltungen im Juni und Juli 2020 befassten sich mit der jüngeren Justizgeschichte der südwestdeutschen Region bzw. Karlsruhes. Dr. Stephan A. Glienke begab sich auf die Spuren der Nazijustiz in der Nachkriegszeit. Der wissenschaftliche Mitarbeiter an der Forschungsstelle für Regionale Zeitgeschichte und Public History der Europa-Universität Flensburg zeigte auf, welche Verwüstung das „Dritte Reich“ hinterließ: unsägliches menschliches Leid, eine zerstörte politische Kultur, Trümmerlandschaften und eine von jeglichen rechtsstaatlichen Grundsätzen entkleidete Justiz.

Mit Fokus auf die südwestdeutsche Region dokumentierte Glienke umfassend das NS-Unrecht. Nach dem Ende des NS-Staates fanden sich die ehemaligen NS-Juristen bald wieder in den Justizverwaltungen und an den Gerichten von Bund und Ländern. Fast unbemerkt waren sie in den Justizdienst zurückgekehrt.

Anlässlich des diesjährigen BGH-Jubiläums befasste sich Dr. Detlev Fischer mit den Entstehungshintergründen von Bundesgerichtshof, Bundesverfassungsgericht und Bundesanwaltschaft. Der Richter am Bundesgerichtshof a. D. und Vorsitzender des Vereins Rechtshistorisches Museum e. V. Karlsruhe bot eine Gesamtschau zur Einrichtung, Besetzung und Rechtsprechung der drei institutionellen Säulen der „Residenz des Rechts“ in den letzten sieben Jahrzehnten ihres Bestehens.

Am 26. Juli 1950 etwa beschloss der Deutsche Bundestag nach einem wahren Abstimmungsmarathon die gesetzliche Regelung: Sitz des Bundesgerichtshofs ist Karlsruhe. In seinem Online-Vortrag veranschaulichte Fischer den Entscheidungsprozess für den neuen Gerichtsstandort Karlsruhe und dessen Bedeutungsgewinn durch einige markante Gerichtsentscheidungen.

Die Veranstaltungsreihe am Ettlinger Tor bietet seit vielen Jahren ein Forum für den Austausch über aktuelle Fragen der Wissenschaft, Politik und Kultur und prägt maßgeblich das Profil des Regionalzentrums Karlsruhe.

Presse | 24.07.2020