Günter Verheugen im Lüdenscheider Gespräch

Der frühere Vizepräsident der EU-Kommission war in der Bundesrepublik wie in der EU eine prägende Gestalt. Die Online-Veranstaltung der FernUniversität am 21. April ist öffentlich.


Foto: Archiv des Liberalismus, Gummersbach
Günter Verheugen

Mit Günter Verheugen (Jahrgang 1944) steht einer der profiliertesten Experten für Europa- und Außenpolitik am Mittwoch, 21. April, Rede und Antwort zu seinem Leben und zu Ereignissen, die er im Laufe seiner jahrzehntelangen Karriere zum Teil entscheidend mitgestaltet hat. Das gilt sowohl auf der europäischen Ebene wie auch in der Bundesrepublik. Die Veranstaltung „Günter Verheugen: Europäisch, sozial, liberal – im Zweifel für die Freiheit“ in der Reihe „Lüdenscheider Gespräche“ des Instituts für Geschichte und Biographie der FernUniversität in Hagen nimmt die Zeitenwende der sozialliberalen Koalition vor 50 Jahren in den Blick. Es fragt aber auch nach der „Neubegründung der europäischen Idee“, wie sie Verheugen bereits 2005 angemahnt hat. Mitveranstalterin ist die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, Archiv des Liberalismus/Public History.

Das moderierte Gespräch findet online per Zoom von 18 bis 20 Uhr statt. Alle Interessierten sind willkommen.

Von der FDP in die SPD,…

1960 trat Günter Verheugen in die FDP ein, als Jungdemokrat erlebte er 1971 die „Freiburger Thesen“, in denen es um Demokratisierung, Mitbestimmung und Umweltpolitik ging. 1969 bis 1976 arbeitete er bei Hans-Dietrich Genscher erst im Bundesinnenministerium, wechselte dann mit ihm ins Auswärtige Amt. 1977 wurde er Bundesgeschäftsführer der FDP, war von 1978 bis 1982 ihr Generalsekretär. Nach dem Koalitionsbruch 1982 verließ der Linksliberale die FDP. Er trat in die SPD ein und wurde Abgeordneter im Bundestag. Die SPD-Fraktion wählte ihn 1994 zu ihrem stellvertretenden Vorsitzenden. Von August 1993 bis September 1995 war er Bundesgeschäftsführer der SPD – als einziger war er also Bundesgeschäftsführer zweier Parteien. 1998 wurde Verheugen Staatsminister für europäische Angelegenheiten im Auswärtigen Amt unter Joschka Fischer (bis September 1999).

… aus Deutschland nach Brüssel

Foto: Harald Hoffmann / Bundesarchiv / Wiki Commons
Günter Verheugen mit dem FDP-Vorsitzenden Hans-Dietrich Genscher beim Bundesparteitag 1981 in Köln.

Nachdem Verheugen 1999 nach Brüssel in die EU-Kommission wechselte, verantwortete er dort die große Osterweiterung von 2004. Dabei erwarb er sich neben seiner Sachkunde den Ruf eines geschickten Vermittlers. 1999 wurde er EU-Kommissar für Erweiterung, 2004 bis 2010 verantwortete er die Industriepolitik und Unternehmen und damit die Wettbewerbsfähigkeit von über 20 Millionen europäischen Unternehmen. Gleichzeitig war er Vizepräsident der Kommission und zudem europäischer Vorsitzender des Transatlantischen Wirtschaftsrates.

Moderator des Lüdenscheider Gesprächs ist Dr. Wolther von Kieseritzky (Naumann-Stiftung).

Gerd Dapprich | 20.04.2021