Wissenschaftliche Bildungskompetenz gegen frischen Wind aus der Praxis tauschen
Fünf Startups aus der Bildungsbranche erhielten von Fachleuten auf der Basis ihrer Erfahrungen im Lehrbetrieb der FernUniversität fundiertes Feedback zu ihren Plänen und Projekten.
Gemeinsam die Bildung der Zukunft gestalten: Dazu lud die FernUniversität in Hagen fünf hochinnovative Startups aus dem Bildungsbereich ein, um mit ihnen über ihre Ideen und Vorhaben zu digitaler Lehre ins Gespräch zu kommen und ihnen Rückmeldungen aus der Wissenschaft zu ihren Projekten zu geben. Gleichzeitig erhoffte sich die FernUniversität auch, von den innovativen Ideen der Gründerinnen und Gründern Anregungen für ihre eigene Arbeit zu erhalten und so mit der Veranstaltung „‚Start UP!‘ – Gemeinsam morgen denken“ den Wissenstransfer in beide Richtungen zu befördern.
Fachleute der FernUniversität – unter anderem aus Didaktik, Marketing, Usability, Datenschutz und Personalführung – gaben den fünf ausgewählten Unternehmen aus dem Bildungswesen fundierte Rückmeldungen. Studierende brachten die Perspektive der Lernenden ein. „Wir sind zwar keine Business Angels, die Ihnen ein Investment bieten können, aber wir können Ihre Ideen auf der Basis unserer Erfahrungen im Lehrbetrieb bewerten“, erläuterte die FernUni-Rektorin Prof. Dr. Ada Pellert die Intentionen der Vorreiterin der digitalen Lehre. „Wir hoffen, für Sie ist es ein Gewinn, so eine Rückmeldung aus der Wissenschaft in dieser differenzierten Sicht zu bekommen.“
Je zwei Vertreterinnen bzw. Vertreter stellten ihr Startup vor, beantworteten erste Fragen und erhielten schon den einen oder anderen Tipp. Nach den Präsentationen der einzelnen Vorhaben trafen sich dann Gründerinnen und Gründer und FernUni-Fachleute – die auch vom Hagener Unternehmer Rat unterstützt wurden – zu vertraulichen Online-Beratungsgesprächen.
„Generation Startup“: Mutig und zielorientiert
Startup-Gründerinnen und Gründer stellt man sich häufig als unkonventionelle, unkomplizierte, kommunikative Turnschuh-Trägerinnen und -Träger vor, die ihre „sportlich“ gesteckten Ziele mutig, überlegt und selbstbewusst angehen. Vorurteile, die durchaus überzeugend bestätigt wurden.Bei den Präsentationen ihrer Unternehmen – die in den unterschiedlichsten Phasen von der Gründungsabsicht bis zur GmbH mit bereits sichtbaren Markterfolgen stehen – spielten sich die jeweils zwei Vertreterinnen bzw. Vertreter verbal geschickt die Bälle zu. Sie machten deutlich, wie sie ihr Vorhaben vorbereitet haben.
Dabei gewährten sie natürlich auch Einblicke in ihre Businesspläne. Zusammen mit ihren wirtschaftlichen Erfolgen sind ihnen gesellschaftlicher Nutzen, Nachhaltigkeit und verbesserte Effizienz wichtig. Das eine oder andere Unternehmen hat bereits renommierte Institutionen als Kunden und Partner gewonnen.
Alle wollen aber auch hochmotiviert zeigen, dass ihre Idee erfolgreich umgesetzt werden kann. Sie suchten Marktlücken, entwickeln Apps und Browseranwendungen oder bieten Beratungen an. Sie wollen das konkrete Lernen und seine Rahmenbedingungen verbessern oder die Effizienz von Verwaltungsvorgängen bei Bildungseinrichtungen steigern.
Bei aller Unterschiedlichkeit haben alle einen gemeinsamen Nenner: Sie wollen Bildung besser machen.
Interessante Partner für die FernUniversität
Das macht sie auch als Partner für die FernUniversität interessant: „Als Fernuniversität beschäftigen wir uns schon sehr lange mit der Frage, wie Lehre und Lernen sein müssen, damit gut gelernt werden kann“, betonte deren Rektorin bereits in der Begrüßung. „Wie muss es didaktisch sein, wenn man nicht ausschließlich in einem Präsenzformat zusammensitzt? Wie muss es praktisch sein, wenn wir daran denken, dass viele unserer Studierenden noch berufstätig sind oder Kinder haben? Wie muss es wissenschaftlich fundiert sein und neueste Forschungsergebnisse aufgreifen? Wie muss man Kompetenzen vermitteln, die auf dem Arbeitsmarkt benötigt werden?“ Und, ganz wichtig für die Hagener Bildungsexpertin: „Wie kann Lernen auch Spaß machen? Gute Online-Lehre vereint für mich all das!“
Lernen muss neu gedacht werden
Damit schloss sich die Veranstaltung an das im Jahr 2020 von der FernUniversität auf den Weg gebrachte „Hagener Manifest zu New Learning“ an. Es fordert, Lernen im Rahmen der digitalen Transformation noch einmal völlig neu zu denken, weil die Digitalisierung die Voraussetzungen und Rahmenbedingungen des Lernens verändert. Das neue Lernen ist viel selbstgesteuerter und stellt die einzelnen Lernenden stärker in den Mittelpunkt. „Unserem Bildungssystem fehlen aber noch immer innovative Konzepte, um in angemessener Geschwindigkeit auf digitale Transformationsprozesse reagieren zu können“, bedauerte Pellert. „Gesellschaftlich wie politisch müssen wir uns dringend von alten Denkstrukturen lösen und ein neues Verständnis von zeitgemäßem Lernen entwickeln.“
Lernen neu zu denken umfasst weit mehr als digitale Technik. Gefragt sind auch hybride Lehr- und Lernkonzepte, zukunftsfähige kooperative Organisationsformen und innovative Konzepte. Pellert: „Wir brauchen Menschen wie Sie, die uns mit Ihren Ideen bereichern!“
Denn der digitale Wandel wirkt sich auf die gesamte Arbeitswelt aus, Arbeiten und Lernen sind untrennbar miteinander verwoben: „New Work braucht New Learning“, so Ada Pellert. „Vernetztes Arbeiten braucht vernetztes Lernen. Neue Unternehmenskulturen und neue Arbeitskonzepte sind auf neue Lernkonzepte angewiesen: Agiles, kooperatives und vernetztes Arbeiten braucht agiles, kooperatives und vernetztes Lernen.“ Die Möglichkeit und Bereitschaft, lebenslang zu lernen, sind für das Gelingen dieser Transformationsprozesse wichtige Grundlagen.
Hier setzen, so Pellert, die eingeladenen Startups mit guten Ideen an, bringen frischen Wind in die oft sehr technologieverliebte Diskussion um gutes Lernen: „Der intelligenten Kooperation gehört die Zukunft!“
Am Ende der Veranstaltung stand für die Beteiligten fest, dass dies keineswegs das Ende der Veranstaltung sein sollte. Vielmehr sollen die Gespräche, vielleicht auch in größeren Runden mit mehr Fachleuten, fortgesetzt werden. Gerne in Präsenzform, denn auch das persönliche Zusammenkommen behält im Zeitalter der Digitalisierung seinen Sinn.