Ein logischer Schritt vorwärts

Claudia Anger ist Online-Tutorin an der FernUniversität. Gleichzeitig schreibt sie hier ihre philosophische Doktorarbeit. Unterstützung bekommt sie im Hagener Mentoringprogramm.


Bausteine zur Treppe angeordnet Foto: jayk7/Moment/Getty Images
Beim Mentoring geht es um wichtige Kompetenzen jenseits der wissenschaftlichen Qualifikationsarbeit.

Das Hagener Mentoringprogramm unterstützt Promovierende, Postdocs und Juniorprofessor:innen der FernUniversität in Hagen bei ihrer wissenschaftlichen Karriere. In lockerer Folge begleiten wir die geförderten Wissenschaftlerinnen auf ihrem Weg – heute Claudia Anger.

Die richtigen Schlüsse ziehen, argumentieren, folgerichtig denken – das begeisterte Claudia Anger schon immer. Sie befasst sich an der FernUniversität mit Logik, lehrt, forscht und vernetzt sich rund um das Thema, auch durch Beiträge auf internationalen Fachkonferenzen. Seit letztem Jahr ist sie wissenschaftliche Online-Tutorin für die Master-Logikkurse im Lehrgebiet Philosophie I von Prof. Dr. Hubertus Busche. „Dass ich meine wissenschaftliche Tätigkeit an der FernUni online ausüben kann, hat für mich viele Vorteile“, freut sich Anger. Mitte Mai konnte sie den Promotionsausschuss der Fakultät für Kultur und Sozialwissenschaften vom Thema ihrer Doktorarbeit überzeugen. PD Dr. Jens Lemanski, der als Logikforscher im selben Lehrgebiet tätig ist, betreut ihre Qualifikationsleistung fachlich.

Das Hagener Mentoringprogramm möchte dem eine weitere Facette hinzufügen. Es stellt seinen Teilnehmenden deshalb erfahrene Beraterinnen und Berater zur Seite, die berufliche Kompetenzen jenseits des eigentlichen Forschungsfelds vermitteln. Ein Konzept, das Claudia Anger sehr angesprochen hat: „Ich habe mir bewusst einen Mentor aus der Stadtverwaltung in Frankfurt gesucht.“ Nach mehreren Jahren in Studium und Wissenschaft stellt die Doktorandin damit wieder Bezüge zu ihrer früheren Karriere und Biografie her.

Von der Verwaltung zur Philosophie

In der Rhein-Main-Region ist die gebürtige Frankfurterin fest verwurzelt. Claudia Anger wohnt mit ihrem Mann und vier Kindern im Taunus. Dort ging sie auch zur Schule. 1990 erlangte sie an einer Fachhochschule in Wiesbaden das Diplom zur Verwaltungswirtin. Anschließend arbeitete sie in der Frankfurter Stadtverwaltung. Nach der Geburt ihres ersten Kinds 1996 legte sie ihren Fokus ganz auf die Familie. Bis ins Jahr 2013, als ihr viertes und jüngstes Kind in den Kindergarten kam: „Da habe ich angefangen an der FernUni noch einmal etwas anderes zu studieren. Im kulturwissenschaftlichen Bachelor habe ich meinen Schwerpunkt von Anfang an auf die Philosophie gelegt“, erinnert sich Anger.

Ihr Interessensfeld konkretisierte sich im Fernstudium schnell: „Damals habe ich mich schon für die Logik interessiert. In meinem Masterstudium ab 2018 habe ich dann so viele Module wie möglich zu diesem Thema abgeschlossen.“ 2020 beendete sie ihr Masterstudium erfolgreich. „Die FernUni ist ein tolles Format für jemanden, der so viel nebenher machen muss.“ An das Thema ihrer Master-Abschlussarbeit zu Syllogistik und Diagrammen schließt sie jetzt mit ihrer Doktorarbeit nahtlos an.

Portrait Foto: privat
Claudia Anger

Syllogistik und Euler-Diagramme

Das Forschungsfeld der Logik ist stark international geprägt, unterstreicht Anger: „Die meiste Fachliteratur ist auf Englisch. Wenn man gelesen werden will, muss man einfach in dieser Sprache schreiben.“ Ihr Promotionsvorhaben trägt den Arbeitstitel „Euler-type Diagrams and Syllogistics. A Discussion of Modern Notations, Solution Strategies and Potentials“. Die Doktorandin möchte mit Blick auf den aktuellen Forschungsstand auswerten, inwiefern moderne Euler-Diagrammsysteme und Notationen die Syllogistik kohärent abbilden.

„Die Syllogistik ist eine logische Schlussform, die auf Aristoteles zurückgeht“, erklärt Anger. Der antike Ursprung der Lehre ändert nichts an ihrer Relevanz für die heutige Zeit. Ebenso verhält es sich mit den diagrammatischen Systemen. Sie erleben vor allem seit der boomenden Forschung zu künstlicher Intelligenz eine wissenschaftliche Renaissance. Die Logik ist wichtig für unterschiedliche Disziplinen wie Informatik, Mathematik oder Linguistik. Somit fällt der Philosophie noch immer eine elementare Rolle zu. „Wir müssen einerseits die genauen Prinzipien der Syllogistik eruieren, andererseits die Prinzipien, nach denen Diagramme erstellt werden“, sagt Anger.

Eine Faszination, die bleibt

Als Beamtin ist sie momentan beurlaubt. Nach der Promotion sieht sie ihre berufliche Perspektive auch im öffentlichen Dienst. Sich irgendwann einmal ganz von ihrer wissenschaftlichen Begeisterung für Logik zu lösen, das kann sich Claudia Anger zum jetzigen Zeitpunkt jedoch nicht vorstellen. „Meine Tätigkeit im Forschungsbetrieb möchte ich auf jeden Fall aufrechterhalten.“ Auch nach abgeschlossener Doktorarbeit will sie in Sachen Logik am Ball bleiben. „Das fasziniert mich einfach!“

 

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Benedikt Reuse | 22.06.2021