„Imkerei ist lebenslanges Lernen!“

Die Reihe „Was macht eigentlich…?“ stellt Beschäftigte der FernUniversität vor: Imker Markus Kroll betreut die jungen Bienenvölker, die seit 2020 auf dem Hagener Campus leben.


Markus Kroll vor Bienenstöcken Foto: Markus Kroll
Markus Kroll vor den Bienenstöcken hinter der Villa auf dem Campus.

Wer auf dem Hagener Campus unterwegs ist, kann ihn bei der Arbeit mit rauchendem Smoker und Stockmeißel beobachten: Imker Markus Kroll kümmert sich um die jungen Bienenvölker, die hier seit einem Jahr zwischen Wildblumen und Waldrand zuhause sind. Doch nicht nur die Imkerei verbindet ihn mit der FernUniversität in Hagen: In den letzten Jahren unterstützte er die Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften als Fachmediendidaktiker bei der Konzeption und Umsetzung neuer Lernsettings. Diese Perspektive erweiterte sich im Frühjahr vom Hagener Campus auf ganz Nordrhein-Westfalen: Kroll wechselte zur Digitalen Hochschule NRW, wo er nun als Referent für Studium und Lehre arbeitet. „In meinem Handlungsfeld bin ich Ansprechpartner für 42 Hochschulen in NRW“, erklärt der Bildungsexperte. Unter dem Dach der Kooperationsgemeinschaft haben sich die nordrhein-westfälischen Hochschulen mit dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft zusammengeschlossen.

Kroll arbeitet daran, dass alle an einem Strang ziehen: „Ich versuche, Innovation durch Kooperation zu befördern. Zum Beispiel ist jede Universität zurzeit mit dem Thema E-Assessment beschäftigt. Ich sammle Informationen dazu aus einzelnen Institutionen, um sie dann allen zur Verfügung zu stellen und die Zusammenarbeit anzuregen.“ Die fünf großen Holzkästen, den Schaukasten und das Wildbienenhotel hinter der FernUni-Villa pflegt Kroll jedoch weiterhin, trotz seines Jobwechsels.

Am Ruhrpott-Honig kleben geblieben

Zu seiner Leidenschaft fand der Dortmunder 2017. Nach einem Kurs zur Bienenhaltung legte er sich eigene Bienenstöcke zu, vernetzte sich nach und nach in Fachkreisen und eignete sich immer mehr Wissen an. „Imkerei ist lebenslanges Lernen!“, betont Kroll ganz im Geiste der FernUni. Dabei sei auch viel Experimentierfreude nötig. Zum Beispiel probierte er viele verschiedene Standorte für seine Bienenstöcke aus, vom Garagendach des Elternhauses bis hin zum eigenen Garten. „Ich hatte zwar keinen Platz, aber viele Ideen“, erinnert sich Kroll schmunzelnd.

Auf dem Hagener Campus gibt es mehr als genug Raum für Bienen. Das erkannte der Imker schnell und identifizierte den Waldrand als perfekte Wohnstätte. Er stellte seine Ideen der Hochschulleitung vor – und überzeugte. Das Vorhaben fügte sich gut in den Plan der FernUniversität, den Campus insgesamt grüner und nachhaltiger zu gestalten. „Wenn man so ein großes Gelände hat, liegt es nahe, etwas Gutes damit anzufangen“, bekräftigt der Imker. „So gibt es eine Win-win-Situation.“

Frischzellenkur dank digitaler Medien

Seine didaktische Sichtweise prägt auch Krolls Bienenhaltung. „Die Bienen verzeihen viel. Aber es ist ein hoher Anspruch, die richtigen Konsequenzen aus Fehlern zu ziehen.“ Der Do-it-yourself-Philosophie folgend, gibt er seine Erfahrung gerne an andere weiter. „Ich habe den Antrieb, mich auszutauschen und zu vernetzten – auch über die klassischen Vereinsgrenzen hinweg.“ Nicht zuletzt möchte Kroll dazu beitragen, die traditionsbewusste Imkerei-Szene fit für den sich andeutenden Generationswechsel zu machen. Dabei schöpft er auch digitale Möglichkeiten aus, betreibt einen Blog, gibt Kurse und produziert einen eigenen Podcast rund ums Thema „Honig aus dem Ruhrpott“.

Bienen von nah Foto: Markus Kroll
Als Imker kommt Markus Kroll auch mit der Kamera besonders nah an die Bienen heran: Hier schlüpft gerade eine neue Drohne aus ihrer Wabe (Mitte).

„In vielen Punkten ist es höchste Eisenbahn, dass es eine Verjüngung gibt“, erklärt Kroll. Vor dem Erfahrungsschatz älterer Bienenprofis hat er großen Respekt, unterstreicht aber zugleich, wie wichtig es ist, neue wissenschaftliche, ökologische und technologische Erkenntnisse zu berücksichtigen. Das Interesse bei Jüngeren sei auf jeden Fall da. „In den letzten Jahren ist auch der Frauenanteil sehr gestiegen. Das tut der ganzen Sache gut!“ Von mehr Diversität profitieren letztlich auch die Bienen.

Tierwohl an erster Stelle

Für die Völker auf dem Campus waren die letzten Monate indes nicht leicht: „Dieses Honigjahr ist speziell. Ich habe noch überwiegend leere Honigräume“, berichtet Kroll. Im Gegensatz zum letzten Jahr, in dem er rund 170 Pfund Honig ernten konnte, gibt es nach dem nasskalten Frühling noch keinen Ertrag. „Der April hat ziemlich verrückt gespielt – und der Mai hat sich nicht wesentlich von ihm unterschieden. Manchen Imkerkollegen sind sogar Bienenvölker verhungert, weil sie sich nicht eigenständig ernähren konnten.“ Über den Winter ist leider auch eines der fünf FernUni-Völker gestorben. Der Bestand wird bald wieder aufgestockt. Die restlichen Bienen seien jedoch putzmunter, beruhigt Kroll. Ob sie ihren Rückstand in der Honigproduktion vollständig aufholen können, wird der Sommer zeigen. Für den Naturfreund steht die Ausbeute aber ohnehin nicht an erster Stelle, sondern das Wohlergehen der Tiere. „Ich könnte zwar Maßnahmen ergreifen, um den Ertrag zu maximieren. Aber wenn sich die Bienen eine Saison schonen möchten, ist das ihr gutes Recht.“

Was macht eigentlich…?

Die FernUniversität in Hagen ist für rund 1800 Beschäftigte ein attraktiver Arbeitsplatz. Aber unsere Hochschule ist mehr als das. Es sind vor allem die Persönlichkeiten, die die FernUniversität mit Leben füllen und den Betrieb am Laufen halten. In lockerer Folge stellen wir in unserer Reihe „Was macht eigentlich…?“ Mitarbeitende aus allen Bereichen vor.

 

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Benedikt Reuse | 14.06.2021