Bioethik-Sommerschule zu medizinethischen und gesellschaftspolitischen Themen
Das Lehrgebiet Praktische Philosophie – Ethik, Recht, Ökonomie der FernUniversität veranstaltete sie mit Partnerinnen in der Akademie für Politische Bildung in Tutzing.
Erneut führte das Lehrgebiet „Praktische Philosophie – Ethik, Recht, Ökonomie“ der FernUniversität in Hagen mit Förderung durch den DAAD eine einwöchige internationale Sommerschule zur Bioethik in Tutzing am Starnberger See durch. Die Tage am Starnberger See standen unter dem Thema „The Concept of ‘Health’ and its Implications for Public Health Issues”. Außer der FernUniversität waren auch diesmal wieder die Universitäten Kreta, Linz, Sofia, Thessaloniki und Zagreb sowie die Politische Akademie in Tutzing mit von der Partie. Dozentinnen, Dozenten und Studierende aus Bosnien-Herzegowina, Serbien und Albanien nahmen ebenfalls teil.
„Die Sommerschule hat die für die gesamte Medizinethik und auch Medizin zentrale Frage nach dem Begriff der Gesundheit aufgegriffen und diese Frage insbesondere auf Umsetzungsprobleme im öffentlichen Gesundheitssystem sowie auf die Spannungen, die grundsätzlich zwischen dem individuellen Gut ‚Gesundheit‘ und mitunter variablen politischen Zielsetzungen im Bereich der staatlichen Gesundheitsfürsorge bestehen, bezogen. Dabei wurde nicht zuletzt auf Leitvorstellungen von öffentlicher Gesundheit Bezug genommen, wie sie seit der Corona-Pandemie neu und interdisziplinär diskutiert werden“, erläutert Prof. Dr. Thomas Sören Hoffmann von der FernUniversität.
Unterschiedliche Perspektiven
Thematisiert wurde die Frage nach Gesundheit aus verschiedenen Perspektiven. „Unser Verhältnis zur Gesundheit offenbart, in welcher Gesellschaft wir leben und uns bewegen. Gesundheit erschöpft sich nicht in biomedizinischem Wissen. Sie steht in einem Zusammenhang mit sozialen wie wirtschaftlichen, naturhaften wie politischen, rechtlichen wie religiösen Dimensionen einer pluralen Gesellschaft“, so Dr. Marcus Knaup vom Hagener Lehrgebiet Philosophie II. „In Workshops hatten die Teilnehmer die Gelegenheit, eigene Projekte wie z.B. Masterarbeiten und Promotionen vorzustellen und miteinander zu diskutieren.“
Diskussionsfördernde Atmosphäre
„Wir sind froh und dankbar“, so Prof. Thomas Sören Hoffmann, „dass wir die Sommerschule in der Akademie für Politische Bildung in Tutzing in Präsenz durchführen konnten. So macht Lernen und Lehren große Freude.“
„Bereits kurz nach Ankunft in Tutzing wurde deutlich, dass mit dem Kreis der Teilnehmer sowie der vortrefflichen Ausrichtungsstätte perfekte Bedingungen für eine erfolgreiche Veranstaltung vorhanden waren“, so Johannes Lieb, der an der FernUniversität im Masterstudiengang Philosophie studiert. „Die Vorträge zeichneten sich durch eine außerordentliche Tiefe auf ihrem Themengebiet aus. Die diskussionsfreudige Atmosphäre der Veranstaltung drückte sich auch dadurch aus, dass die Gesprächsrunden selbst nach dem offiziellen Programmende, teilweise bis spät in die Nacht hinein, fortgesetzt wurden. Es ist wenig erstaunlich, dass in einem derartig fruchtbaren Umfeld neben neuen fachlichen Erkenntnissen auch länderübergreifende Freundschaften entstanden.“
Teilnehmende begeistert und dankbar
Von den fruchtbaren Diskussionen und nicht zuletzt der Schönheit des Starnberger Sees zeigt sich auch Prof. Stavroula Tsinorema begeistert. Sie wirkt als Professorin an der Universität Kreta und ist im griechischen Ethikrat tätig. „Ein wunderbarer Ort, um zu philosophieren“, so Tsinorema. Vorgetragen hat sie zum Thema „The Value of Human Life in Public Health Ethics. Reflections on Kantian and Utalitarian Approaches.“
Dankbar für ihre Teilnahme ist auch PD Dr. med. Judith Wagner. Sie hat an der FernUniversität ihren Abschluss in Philosophie gemacht und arbeitet derzeit an einer philosophischen Doktorarbeit. „Dass die Sommerschule in pandemischen Zeiten möglich war, ist den Organisatoren besonders hoch anzurechnen“, so Wagner. Und weiter betont sie: „Die Summer School zeichnete sich durch hochkarätige Vorträge aus. Für mich als Medizinerin war der interdisziplinäre Blickwinkel besonders wertvoll, der eventuelle gesellschaftliche Konflikte, Probleme, Risiken und mögliche Lösungsstrukturen aufzeigte. Dies weiter zu führen und etwaige Diskrepanzen zwischen theoretischen und praktischen Ansätzen und Anforderungen zu reflektieren, wird eine wichtige Aufgabenstellung in der postpandemischen Zukunft sein.“
Auf dem Kulturprogramm der Sommerschule stand eine Besichtigung des Freilichtmuseums Glentleiten und eine Stadtführung durch die für den Geigenbau bekannte Stadt Mittelwald. „Die durch die Summer School gewonnen Eindrücke werden bei mir sicher noch lange nachwirken“ ist sich Simeon Vasilev sicher, der an der Sofioter Universität St. Kliment Ohridski im Masterstudiengang Integrative Bioethik studiert. „Neue Anreize für zukünftige Forschungstätigkeiten wurden in jedem Fall geschaffen.“
2022 die nächste Sommerschule
Das freut natürlich auch besonders Prof. Hoffmann. „Die Sommerschule in Tutzing war schon die achte in der Reihe ‚Bioethics in Context‘. Und es soll weitergehen! Im kommenden Jahr soll es im Juni wieder eine Sommerschule geben: ‚Bioethics – Biolaw – Political Consequences in a Postpandemic World’ wird der Titel sein. Wir tagen auf der kroatischen Insel Cres, wo übrigens der Philosoph und Renaissance-Humanist Franciscus Patricius (Frane Petrić) geboren wurde. Bewerben wird man sich ab Anfang 2022 können.“