Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme

Pädagogisches Personal in der frühen Bildung ist nicht erst seit Corona systemrelevant. Das unterstreicht das gemeinsame Projekt von Bertelsmann Stiftung und FernUniversität.


Foto: South_agency/E+/Getty Images
Leere Kitas im Lockdown: Viele Kinder mussten zu Hause betreut werden und ohne das pädagogische Personal lernen.

Pädagogisches Personal in der frühen Bildung ist nicht nur in der Corona-Krise systemrelevant. Das unterstreicht die aktuelle Ausgabe des Ländermonitorings Frühkindliche Bildungssysteme der Bertelsmann Stiftung, die heute in Zusammenarbeit mit dem Lehrgebiet Empirische Bildungsforschung der FernUniversität in Hagen veröffentlicht wurde. „Die professionell-pädagogische Begleitung in Einrichtungen der frühen Bildung ist systemrelevant – nicht erst seit Corona. Diese Erkenntnis muss sich auch in der Anerkennung für die pädagogische Arbeit ausdrücken“, betont Prof. Dr. Julia Schütz. Die Bildungswissenschaftlerin hat die Daten gemeinsam mit Davin P. Akko, Felicitas Sander und dem Frühkindlichen Bildungsteam der Bertelsmann Stiftung aufbereitet und ausgewertet.

Spätestens seit der Corona-Pandemie ist für Politik und Gesellschaft deutlich geworden, wie relevant die frühe Bildung, Betreuung und Erziehung für das Gesamtsystem sind. Ohne das pädagogische Personal in den Einrichtungen der frühen Bildung mussten viele Kinder allein zu Hause lernen, ohne ihre Freundinnen und Freunde.

Status quo und Entwicklung in Kitas, Schulkindbetreuung und Kindertagespflege

Portrait einer Frau Foto: Hardy Welsh
Felicitas Sander
Portrait eines Mannes Foto: Hardy Welsh
Davin P. Akko

Im Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme werden bereits seit 2008 kontinuierlich der Status quo und die Entwicklung der Frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung auf Bundes- und Länderebene sowie auf regionaler Ebene beobachtet. In diesem Jahr sind zusätzlich einige Auswertungen differenzierter für Kindertageseinrichtungen, Schulkindbetreuung und Kindertagespflege ausgewiesen. So können Entwicklungen separat für diese drei Bereiche sichtbar gemacht werden. Dies ist mit Blick auf den bundesweiten Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter ab 2025 relevant, der zu einem Ausbau bzw. zu Veränderungen der Schulkindbetreuung führen wird.

Die Auswertungen zeigen unter anderem eine Zunahme der Einstellungen des pädagogischen Personals in Kitas, Horten und Kindertagespflege für das Jahr 2020. „Allerdings ist weiterhin ein deutlicher Ausbau des Personalschlüssels notwendig, um die Qualität und eine kindgerechte Betreuung zu gewährleisten“, so das Forschungsteam der FernUniversität.

Bundesweite, gleichwertige Teilhabe- und Bildungschancen?

Portrait einer Frau Foto: Volker Wiciok
Prof. Julia Schütz

Noch immer ist ein großes Teilhabe- und Qualitätsgefälle zwischen ost- und westdeutschen Bundesländern vorhanden. So besucht in Ostdeutschland gut die Hälfte aller Kinder unter drei Jahren eine Einrichtung der Kindertagesbetreuung. In Westdeutschland liegt dieser Anteil bei unter einem Drittel. Die Personalschlüssel liegen in Ostdeutschland durchgängig auf einem ungünstigeren Niveau. Eine Fachkraft ist in Ostdeutschland rechnerisch für die Betreuung, Bildung und Erziehung von mehr Kindern zuständig als in Westdeutschland. Von bundesweit gleichwertigen Teilhabe- und Bildungschancen, wie im Gesetz zur Weiterentwicklung der Qualität und zur Teilhabe in der Kindertagesbetreuung (Gute-KiTa-Gesetz) festgehalten, kann also noch nicht die Rede sein. „Um bedarfs- und kindgerechte Kita-Angebote zu schaffen, ist eine ausreichende Anzahl an pädagogischen Fachkräften elementar“, betont Felicitas Sander. Inwiefern sich der Fachkräftebedarf bzw. die Fachkräftedeckung bis 2030 entwickelt, wird im Fachkräfte-Radar für KiTa und Grundschule der Bertelsmann Stiftung prognostiziert.

Zur Veröffentlichung

Kathrin Bock-Famulla, Anne Münchow, Davin P. Akko, Felicitas Sander, Julia Schütz (im Erscheinen): Länderreport Frühkindliche Bildungssysteme 2021. Transparenz schaffen – Governance stärken. 1. Auflage 2021, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung.

Carolin Annemüller | 24.08.2021