Zwischen Übungsaufgaben und Pumpinglemma

Was macht eigentlich eine Fachmentorin an der FernUni? Gundula Swidersky gibt Mentoriate zum Fach Theoretische Informatik und erklärt Studierenden u.a. was „Pumpinglemma“ bedeutet.


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Gundula Swidersky ist Fachmentorin aus Leidenschaft. Da sie selbst neben ihrem Job studiert, kennt sie die Hürden des Fernstudiums.

„Mein Motto ist Hilfe zur Selbsthilfe geben“, sagt Gundula Swidersky. Seit 2019 ist die Hessin nebenberuflich Fachmentorin an der FernUniversität und gibt Mentoriate im Fach Theoretische Informatik. Swidersky ist eine erfahrene Mitarbeiterin in der IT-Branche und bringt über 30 Jahre Berufserfahrung mit.

Mentorin und Studentin

Zur FernUni kam Swidersky über ihr Studium. Denn seit 2015 ist sie auch selbst Studentin. „Ich habe immer mal wieder auf der Karriere-Seite geschaut und habe mich auf die Stelle beworben, bevor ich mein Bachelor-Zeugnis in der Hand hatte“, lacht Gundula Swidersky. Eine Voraussetzung für eine Einstellung als Fachmentorin ist nämlich unter anderem ein guter Bachelor-Abschluss. „Auch sollte man fachlich sicher sein und gerne sein Wissen an andere Studierende weitergeben.“

Von Präsenz zu online

Mittlerweile hat sie ihren Bachelor in der Tasche und freut sich Mentoriate zu geben. Ein Mentoriat dauert ca. vier Stunden. Vor Corona gab sie diese im Regionalzentrum Frankfurt zunächst in Präsenz. „Der persönliche Kontakt mit den Studierenden hat mir sehr gut gefallen. Wir haben viel über den Lernstoff diskutiert und die Teilnehmenden haben sich gerne beteiligt“, erzählt Swidersky. Aufgrund der Corona-Pandemie finden die Mentoriate nun online statt. „Seitdem gibt es viel mehr Teilnehmende. Teilweise habe ich 35-40 Studierende in einem Kurs.“ Das war zu Anfang eine Umstellung und auch eine Herausforderung für die Fachmentorin.

Interaktiv Lernen

Denn die Studierenden haben natürlich nicht alle denselben Wissensstand. „Mit der Zeit hat sich das Ganze gut eingependelt“, bilanziert Swidersky. Zu Anfang wiederholt sie jede Kurseinheit, fragt den Wissenstand der Teilnehmenden ab und am Ende gibt es immer eine Feedbackrunde. In den Online-Mentoriaten nutzen sie ein gemeinsames Whiteboard, um Aufgaben besser besprechen zu können. Mittlerweile gibt es auch online die Möglichkeit, dass die Studierenden kleinere Arbeitsgruppen innerhalb des Mentoriats bilden. „So kommen sie in Kontakt, können Lösungen besser diskutieren und manche finden dadurch auch eine Lerngruppe.“ Swidersky gibt jede 14 Tage ein Mentoriat und schaut, dass die Termine zu den Einsendeaufgaben und Kursinhalten passen. Ein Thema, was häufig von den Studierenden gefragt wird, ist das „Pumpinglemma“.

In der Theoretischen Informatik können nämlich viele Fragen so gestaltet werden, dass sie in ein Entscheidungsproblem überführt werden können. So nimmt Swidersky verschiedene Grundlagen und Formalien durch und betrachtet mit den Studierenden gemeinsam verschiedene Berechnungsmodelle oder Beweisformen. „Das Pumpinglemma, nach dem oft gefragt wird, verwendet man als Beweisstrategie im Bereich der formalen Sprachen“, sagt die Fachmentorin.

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Alle zwei Wochen gibt Swidersky ein Mentoriat. Dabei gibt es am Ende immer eine Feedbackrunde, damit sie sich mit den Studierenden austauschen kann.

Die Angst nehmen

Um die Mentoriate bestmöglich zu gestalten, hält die Fachmentorin regelmäßig Kontakt zum Lehrgebiet, tauscht sich mit ihnen aus oder fragt nach Übungsaufgaben für die Studierenden. Denn sie erstellt auch Übungsklausuren, die Studierende für die optimale Prüfungsvorbereitung nutzen können. Danach bespricht sie mit ihnen die Lösungen und gibt Tipps, damit mögliche Fehler vermieden werden. „Damit möchte ich den Studierenden auch die Angst nehmen die Klausur nicht zu schaffen.“

Gundula Swidersky arbeitet seit vielen Jahren in der IT, aber studiert hatte sie bis 2015 noch nicht. Als Mutter von drei Söhnen war es anfangs ein wenig knifflig Studium, Job und Familie miteinander zu vereinbaren. „Mein Mann hat mich da sehr unterstützt, da er sich einige Zeit um Haus und Kinder gekümmert hat.“ Das Lernen und Studieren ist zum Hobby geworden. Den Ausgleich zum Job und Studium findet sie in ihrer Familie. „Wir haben feste Termine und kochen gerne zusammen.“

„Ich werde ernster genommen“

Durch ihr Studium hat sie das Gefühl „ernster genommen“ zu werden. „Es gab in meinem Berufsleben einige Stimmen, die gesagt haben, dass ich ja nicht studiert habe. Ich habe mir aber nie viel draus gemacht, da ich mich immer auf meine Praxiserfahrung verlassen konnte“, sagt Swidersky selbstbewusst. Sie habe sich schon immer neue Trends in der Informatik selber beigebracht oder Weiterbildungen besucht. In ihrem Job war die IT-Expertin auch mal in einem Gremium die einzige Frau unter 30 Männern. „Das war für mich aber nie ein Problem, ich konnte mit allen Kollegen immer gut zusammenarbeiten.“ Sie absolviert momentan den Master in Informatik und hat sich vorgenommen, danach zu promovieren. „Ich möchte gerne einen Beitrag zur Forschung leisten.“ Auch beruflich ermöglicht ihr das Studium mehr Möglichkeiten gerade was Führungspositionen angeht. „Das hätte ich vorher nicht gedacht“, meint Swidersky.

Frankfurter Absolventenkreis

Die Fachmentorin gründete mit weiteren Interessierten den Frankfurter Absolventenkreis. „Wir haben uns schon zwei Mal virtuell getroffen und das Regionalzentrum Frankfurt hat uns bei der Gründung super unterstützt.“ In Zukunft möchte sie gemeinsam mit den weiteren Mitglieder:innen Studierende unterstützen und beraten. Wenn weitere Teilnehmende hinzukommen, würde Swidersky den Absolventenkreis auch gerne als Verein eintragen lassen, damit dieser auch rechtlich besser abgesichert ist.

 

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