Mit menschlicher Kompetenz Künstliche Intelligenz für Unternehmen besser nutzen

Die FernUniversität beteiligt sich am Zukunftszentrum KI NRW: Unternehmen sollen die Chancen der Künstlichen Intelligenz besser nutzen können. Wichtig sind dabei die Beschäftigten.


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Künstliche Intelligenz (KI) in mittelständischen Unternehmen erproben, in Betrieben vor Ort einführen und daraus Lehr- und Lernkonzepte für andere Unternehmen ableiten: Das sind die Aufgaben des „Zukunftszentrums KI NRW“. Die FernUniversität in Hagen bringt ihre Expertise für innovative Lehr-Lern-Konzepte auf Grundlage neuester technologischer und pädagogischer Erkenntnisse in dieses Projekt ein.

Kompetenzen für den digitalen Wandel

Die Chancen der Digitalisierung liegen für Unternehmen und Mitarbeitende in der Förderung der relevanten Kompetenzen, in Erhalt und Ausbau der Beschäftigung und in einer verbesserten Zukunftsfähigkeit. Ziel des Zukunftszentrums Künstliche Intelligenz NRW (ZuZ KI NRW) ist es daher, vor allem produzierende kleine und mittlere Unternehmen (KMU) dahingehend zu beraten, KI-Verfahren und digitale Transformation für neue und optimierte Arbeits- und Geschäftsprozesse zu nutzen. Doch ohne die Einbindung der beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind auch die besten Konzepte wertlos, daher richtet sich das Angebot auch an Betriebsräte und Beschäftigte. Damit mittelständische Unternehmen sich KI-Verfahren und digitale Transformation erschließen können, fördern die Konsortialpartner und Konsortialpartnerinnen des ZuZ KI NRW also eine partizipative und menschenzentrierte Arbeits- und Technikgestaltung und beraten entsprechend.

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Prorektor Prof. Uwe Elsholz

Ziel ist, den Fokus bei der Nutzung Künstlicher Intelligenz auf die Potenziale menschlicher Tätigkeiten zu legen: Fachliche Qualifikationen sollen weiterentwickelt und flexibilitätsförderliche Arbeitsstrukturen und Innovationskraft nachhaltig gesteigert werden. Denn eine große Bandbreite von Tätigkeiten kann zukunfts- und beschäftigtenorientiert gestaltet werden. „Individuelle Qualifizierungs-, Lern- und Lehrkonzepte können dazu beitragen, neue Formen der Arbeitsgestaltung und passende Kompetenzen zu entwickeln“, erläutert der Prorektor der FernUniversität für Weiterbildung, Transfer und Internationalisierung, Prof. Dr. Uwe Elsholz. ZuZ KI NRW wird regionalspezifische Unterstützungsbedarfe ermitteln und innovative Lehr- und Lernkonzepte entwickeln, mit denen die Beschäftigten passgenau qualifiziert werden.

Langjährige Expertise in der Fernlehre

Die FernUniversität verfügt über dafür nutzbare langjährige Expertise in der Fernlehre und im Blended Learning. Uwe Elsholz: „Unsere innovativen und didaktisch ausgefeilten Lehr-Lern-Konzepte entwickeln wir auf der Grundlage aktueller technologischer und pädagogischer Erkenntnisse, dabei spielt die Digitalisierung eine immer größere Rolle.“ Agile und partizipative Methoden sowie hybride Formate sind fester Bestandteil der Konzepte, in die auch Forschungsergebnisse KI-relevanter FernUni-Professuren einfließen.

Beim ZuZ KI NRW engagiert sich die Hagener Universität in verschiedenen Bereichen. In dem von ihr geleiteten Aufgabenbereich 2 – der mit anderen inhaltlich vernetzt ist – sollen verschiedene Lehr- und Lernkonzepte für direkt und indirekt in der Produktion Beschäftigte, Interessenvertretungen, untere und mittlere Führungskräfte sowie Managerinnen und Manager entwickelt werden. „Unser Ziel ist, Selbstlern- und Gestaltungskompetenzen der Beschäftigten auf den unterschiedlichen Ebenen zu verbessern, damit sie digitale Transformationsprozesse initiieren, umsetzen und aktiv steuern können“, erläutert Elsholz. Nach Ansicht der FernUni-Fachleute ist dies nur durch konkrete Kooperationen mit Unternehmen möglich, reine Beratungen reichen hier nicht aus.

„Blended-Learning-Formate ermöglichen ein Wechselspiel zwischen Wissensentwicklung und Wissenstransfer, unter anderem durch eine Community of Practice.“

Prof. Uwe Elsholz

Am Ende sollen passgenaue Qualifizierungswerkzeuge zur Förderung digitaler Transformationskompetenz und Lehr-Lern-Konzepte stehen: „Blended-Learning-Formate ermöglichen ein Wechselspiel zwischen Wissensentwicklung und Wissenstransfer, unter anderem durch eine Community of Practice“, so der Prorektor. Sie wird als Bestandteil der Lehr-Lern-Konzepte durch das Zukunftszentrum moderiert.

Innovative Lehr-Lern-Konzepte

„Es geht um die Erprobung innovativer Lehr-Lern-Konzepte, mit denen Kompetenzen für den digitalen Wandel erworben werden können“, so Dr. Sylke Lützenkirchen, die zusammen mit Natán Azabal im FernUni-Referat für Transfer und Alumni an der praktischen Umsetzung des Vorhabens arbeitet. Für die Bewältigung des digitalen Wandels auf der betrieblichen Ebene müssen innovative Lernsettings bzw. Lern- oder Qualifizierungsinhalte entwickelt werden. „Das können zum Beispiel auch innovative Methoden und Möglichkeiten der Beteiligung von Beschäftigten an der Gestaltung sein“, erläutert Lützenkirchen.

Zu entwickeln sind mindestens fünf Konzepte für innovative Lehr-Lern-Konzepte (iLL). Mindestens drei davon sollen die Zielgruppe „Beschäftigte“ ansprechen, eventuell auch verschiedene Beschäftigtengruppen. Weitere iLL können für die besonderen Bedarfe weiterer Zielgruppen – Betriebsräte, Führungskräfte oder Mitarbeitende von Trägern der beruflichen Weiterbildung – entwickelt werden. Möglich ist auch die Entwicklung überbetrieblicher, branchenspezifischer Qualifizierungs- und Lernsettings im Sinne eines „digitalen Verbundlernens“ für KMU.

Beteiligte Institutionen

Hinter dem ZuZ KI NRW stehen die beiden Bildungswerke der NRW-Sozialpartnerinnen und -Sozialpartner, die TBS Technologieberatungsstelle beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und das Bildungswerk der NRW-Wirtschaft (BW.NRW), die Gewerkschaften IG-Metall und IG BCE NRW sowie ZENIT als Innovations- und Technologie-Transferagentur des Mittelstands und des Landes NRW. Die Agentur Mark vertritt in diesem Kreis die NRW-Regionalagenturen, die FernUniversität in Hagen und die Universität Siegen bringen ihre wissenschaftliche Kompetenz in das Gemeinschaftsprojekt ein, das von Unternehmer.NRW und DGB NRW unterstützt wird. Konsortialführer ist die nordrhein-westfälische Innovations- und Technologie-Transferagentur Zenit GmbH. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW fördern das Vorhaben für zunächst zwei Jahre mit rd. 5,3 Mio. EUR. Insgesamt soll das Projekt bis 2027 laufen.

Gerd Dapprich | 21.09.2021