Der wissenschaftliche Weg ins Bildungssystem
Felicitas Sander ist auf dem Weg zur Promotion im Lehrgebiet Empirische Bildungsforschung an der FernUniversität. Begleitet wird sie dabei durch das Hagener Mentoringprogramm.
Das Hagener Mentoringprogramm unterstützt Promovierende, Postdocs und Juniorprofessor:innen der FernUniversität in Hagen bei ihrer wissenschaftlichen Karriere. In lockerer Folge begleiten wir die geförderten Wissenschaftler:innen auf ihrem Weg – heute Bildungsforscherin Felicitas Sander (29).
Es war nicht von Anfang ihr Plan, den akademischen Weg zu gehen. Es hat sich vielmehr entwickelt. Die Saat wurde wohl in Felicitas Sanders Studium gelegt. Nach Aachen war sie damals von Köln gezogen, um an der RWTH ein Lehramtsstudium zu beginnen. Während verschiedener Schulpraktika wurde ihr klar, dass sie der Beruf nicht für mehrere Jahrzehnte erfüllen würde. Felicitas Sander schwenkte im Master um auf Empirische Bildungsforschung. „Das Thema Bildung liegt mir am Herzen.“
Im Aachener Studiengang waren sie zu siebt. „Das war eher familiär und wir waren direkt in die Forschung einbezogen. Im ersten Semester habe ich direkt eine Stelle als Hilfskraft angenommen“, erzählt Sander. Der Weg war geebnet. Noch bevor sie ihr Abschlusszeugnis bekam, hatte sie bereits die Promotionsstelle im Lehrgebiet Empirische Bildungsforschung von Prof. Dr. Julia Schütz an der FernUniversität in Hagen.
FernUniversität als Arbeitgeberin
Sie kannte die FernUniversität aus studentischer Perspektive. Neben ihrem Präsenzstudium hat sie in Hagen im Zweitstudium Psychologie (B.Sc.) studiert – und sah die Ausschreibung für die Promotionsstelle. „Die FernUniversität als Arbeitgeberin – warum nicht?“ Felicitas Sander schrieb eine Bewerbung und bekam eine Einladung zu „einem der nettesten Bewerbungsgespräche, die man haben kann.“
Seit über drei Jahren arbeitet sie nun im Lehrgebiet, pendelt zu pandemiearmen Zeiten regelmäßig von Aachen nach Hagen. Mit ihrem Mann lebt die 29-Jährige im Dreiländereck: Zum Kaffeetrinken fahren sie in die Niederlande, ihr Pferd steht in Belgien.
Index für Strukturqualität von Kitas
Was sie wissenschaftlich umtreibt ist der Theorie-Praxis-Transfer. In die Richtung ging ihr ursprüngliches Promotionsthema. Seit ihrem Start an der FernUni ist sie in das Projekt „Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme“ in Kooperation mit der Bertelsmann-Stiftung eingebunden. „Nach einem Jahr an der FernUni habe ich mich thematisch nochmal umorientiert und verbinde meine Promotion nun thematisch mit dem Ländermonitoring-Projekt.“ So schafft sie Synergien, kann gleichzeitig ihrer Forschungs- und Lehrtätigkeit nachkommen. Das Ländermonitoring liefert Daten und Fakten rund um die frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung in allen Bundesländern.
Seit Mai 2020 ist ihr Promotionsthema angemeldet. Felicitas Sander untersucht, inwiefern unterschiedliche strukturelle Rahmenbedingungen – Ausstattung der Kitas mit Material und Personal – relevant für die pädagogische Qualität der jeweiligen Einrichtung ist. „Daraus möchte ich einen Index für Strukturqualität entwickeln“, skizziert sie. Solch ein Index würde Strukturqualität als Ganzes messbar und vergleichbar machen. Die Datenerhebung läuft noch.
Mentor mit Erfahrungsschatz
Im Mentoringprogramm ist sie seit dem Frühjahr 2021 Mentee. Eine Lehrgebiets-Kollegin hatte dafür getrommelt. „Das war gutes Marketing“, lacht Sander. Sie profitiert sehr von dem Programm. Ihren externen Mentor hat sie sich selbst gesucht – und vorher Kriterien zur Auswahl aufgestellt: „Mir war es wichtig jemanden mit einer Professur im Bereich frühkindlicher Bildung oder Erziehungswissenschaft zu finden. Da liegt der größte Erfahrungsschatz, von dem ich lernen kann.“ Außerdem musste es jemand sein, die oder der Felicitas Sander unbekannt ist.
Nach einem Tipp ihrer Chefin – der bestens vernetzten Julia Schütz – fand sie Prof. Dr. Peter Cloos von der Uni Hildesheim. „Ich bin begeistert“, sagt die Hagener Promovendin. „Die Gespräche mit ihm sind sehr motivierend. Er hat mich und meine individuelle Karriere im Fokus. Er guckt zwar auf den wissenschaftlichen Weg, aber zeigt mir auch abseits davon Optionen auf.“ Denn die akademische Realität mit Zeitverträgen und anderen Stolpersteinen sorgt dafür, dass viele irgendwann aus dem Wissenschaftssystem aussteigen.
„Mir war auch die Fachlichkeit wichtig“, fügt Sander an. „Mein Mentor soll kein Zweitgutachter sein, kann aber Tipps und Hinweise auf Veröffentlichungsmöglichkeiten und Kongresse geben. Um sich ein Netzwerk aufzubauen, ist das viel wert.“ Für das erste Gespräch hat sie eine Profilanalyse von sich selbst gemacht. „Bis dahin hatte ich meine eigenen Leistungen noch nicht so bewusst reflektiert und mich nicht so aktiv mit meiner Karriereplanung beschäftigt. Das war hilfreich.“ In diesem Herbst schärfen Mentor und Mentee den Fokus. Vielleicht die Habilitation anschließen? „Es gibt Tage“, resümiert Felicitas Sander, „an denen kann ich mir das sehr gut vorstellen.“
Kollegialer Austausch
Darüber hinaus erfährt Sander Unterstützung im eigenen Lehrgebiet. Prof. Julia Schütz betreut die Dissertation, ist stets ansprechbar und lädt regelmäßig zu Promotionskolloquien ein. „Das ist wie ein kollegialer Austausch, wir setzen uns wissenschaftlich auseinander.“
Von der Fachschaft ihres ehemaligen Aachener Studiengangs ist Felicitas Sander nun gefragt worden, über Berufsperspektiven für Absolventinnen und Absolventen zu sprechen. Hier wird sie nun für die Veranstaltung selbst zur Mentorin.
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