Hagen University Press: Wissen soll frei und digital zirkulieren
An der FernUniversität ist ein neuer Verlag gestartet: Hagen University Press macht wissenschaftliches Wissen im Open Access zugänglich und steht zugleich für Qualität.
Als genuiner Wissenschaftsverlag veröffentlicht Hagen University Press (HagenUP) unter der Webadresse hagen-up.de künftig Forschungspublikationen und Zeitschriften. Der Verlag ist interdisziplinär, programmatisch unabhängig und arbeitet nicht gewinnorientiert. Alle Werke sind über die Webseite in digitaler Form frei verfügbar. Damit folgt der Verlag dem Open-Access-Gedanken, die freie Zugänglich- und Nutzbarkeit wissenschaftlichen Wissens zu stärken.
Offenheit schafft Veränderung
Der Launch der Verlagswebseite fand im Kontext der Jahrestagung des Forschungsschwerpunkts digitale_kultur am 29. Juli an der FernUniversität statt. Der Philosoph Prof. Dr. Thomas Bedorf, Sprecher des Forschungsschwerpunkts und zugleich einer der beiden Leiter von HagenUP, erinnerte sich in seiner Einführung an den Impuls zur Gründung des Verlags. Zu Beginn stand seine Empörung darüber, dass privatwirtschaftliche Wissenschaftsverlage von den Autorinnen und Autoren vierstellige Eurobeträge verlangen, um ein Buch Open Access verfügbar zu machen: „Es kann nicht sein, dass man die Verbreitung von steuerfinanziertem Wissen, das an Universitäten entsteht und der Öffentlichkeit gehört, einem Privatunternehmen mit Steuermitteln vergütet.“
Im Dialog mit dem Leiter der Hagener Universitätsbibliothek Prof. Dr. Eric Steinhauer entstand die Idee, das Publizieren selbst in die Hand zu nehmen. Eine wichtige Funktion von Verlagen galt es aber zu bewahren, nämlich die Gewährleistung von Reputation. „Damit waren die Grundprinzipien für Hagen University Press benannt“, so Bedorf: „Freier Zugang zu wissenschaftlichem Wissen ohne Gewinnabsicht bei gleichzeitigem hohen Qualitätsanspruch, den das Wissenschaftssystem selbst garantiert.“ HagenUP arbeitet dazu mit den bewährten Verfahren der Peer Review, also Begutachtung der Publikationen durch andere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, oder der Herausgeberschaft mit wissenschaftlichen Beiräten, also der Auswahl und Bewertung von Publikationsvorhaben durch disziplinäre Fachkompetenz.
Veröffentlichen als wissenschaftliche Kernkompetenz
Eric Steinhauer, der den Verlag gemeinsam mit Thomas Bedorf leitet, erinnerte daran, dass Universitätsbibliotheken eine lange Tradition haben, wissenschaftliche Werke selbst zu veröffentlichen – schon im Mittelalter gehörte das Skriptorium, in dem Texte handschriftlich vervielfältigt wurden, zu jeder guten Bibliothek dazu. Die Digitalisierung schaffe hier ganz neue Möglichkeiten der Verbreitung: „Open Access kann auch Barrieren abbauen, mit wissenschaftlichen Texten in Berührung zu kommen, etwa über Soziale Medien. Das kann auch Wissenschaft verändern, weil sie plötzlich ein anderes Publikum hat“, so Steinhauer.
Auf diesen Aspekt wies auch die Rektorin der FernUniversität, Prof. Dr. Ada Pellert hin, bevor sie offiziell die Verlagswebseite für die Öffentlichkeit freischaltete: „Der Verlag ist nicht von ungefähr aus dem Forschungsschwerpunkt digitale_kultur entstanden, weil wir auch darüber nachdenken müssen, was Digitalität mit einer Kernkompetenz der Wissenschaft macht, dem Veröffentlichen. Genau diese Experimentierfreude verbinde ich mit Hagen: Offene Bildung stand als Motto an der Wiege der FernUniversität, heute stellen wir uns die Frage, was Offenheit der Wissenschaft für den Forschungsbetrieb bedeutet. Ich danke Thomas Bedorf und Eric Steinhauer sehr für ihre Initiative und bin sicher, dass die FernUniversität fakultätsübergreifend viel Freude an Hagen University Press haben wird.“
Expertinnen und Experten diskutieren über die Zukunft wissenschaftlichen Publizierens
Wie die Zukunft wissenschaftlichen Publizierens aussieht und welche Rolle Hagen University Press dabei spielen kann, darüber diskutierten auf der Eröffnungsveranstaltung die Bildungsmedienforscherin Prof. Dr. Felicitas Macgilchrist von der Georg-August-Universität Göttingen und der Digitalunternehmer und Initiator des International Standard Content Codes ISCC Sebastian Posth aus Leiden (NL) mit dem Urheberrechtsexperten und Verlagsleiter Eric Steinhauer. Das Gespräch wurde von Wilma Werner moderiert. Mit ihren unterschiedlichen fachlichen Perspektiven blickten sie etwa auf die Rolle von Peer Reviewers und Communities bei der Bewertung und Fortschreibung von Veröffentlichungen, auf die ungleiche Verteilung von Publikations- und Nutzungsmöglichkeiten wissenschaftlicher Werke zwischen der sogenannten westlichen Welt und dem globalen Süden, oder auf eine mögliche Dezentralisierung der Wissensverbreitung weg von großen Verlagen hin zu einem System, in dem wissenschaftliche Qualität kollektiv durch Blockchain-Verfahren gesichert wird.
Verlagsprogramm
Hagen University Press ist mit fünf Neuerscheinungen aus den Kulturwissenschaften gestartet und gibt zunächst acht Buchreihen und eine Zeitschrift heraus. Er versteht sich als Verlag an der FernUniversität und ist damit ausdrücklich auch offen für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die nicht in Hagen lehren und forschen.