Professor Dr. Joachim Grosser verstorben

Mit tiefer Bestürzung hat die FernUniversität in Hagen die Nachricht vernommen, dass Herr Professor Dr. Joachim Grosser verstorben ist.


Foto: FernUniversität
Prof. Joachim Grosser

Joachim Grosser wurde im Jahr 2000 auf die Professur für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftspolitik, der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft berufen. Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre, Soziologie und Politikwissenschaft wurde er 1992 in Regensburg promoviert und habilitierte sich anschließend mit einer Schrift über „Multiple Gleichgewichte, Erwartungen und Wirtschaftspolitik“. Mehr als zwei Jahrzehnte lehrte und forschte Joachim Grosser an der FernUniversität, bevor er im Alter von nur 60 Jahren unerwartet verstarb. Er hinterlässt seine Frau und zwei Kinder.

Herr Grosser hat sich mit großem Engagement für sein Fachgebiet eingesetzt. Dabei galt sein Interesse insbesondere der theoretischen Mikroökonomik. Die dort in der internationalen Diskussion vertretenen Lehrmeinungen und Schulen hat er stets unter pragmatischen Gesichtspunkten beurteilt. Ganz undogmatisch wurde die jeweils im Erörterungszusammenhang am meisten erfolgsversprechende Methode eingesetzt. Er war in der neoklassischen Mikroökonomie ebenso zu Hause wie in der Verhaltensökonomie. Auch den Gegenstandsbereich der Ökonomie betrachtete Herr Grosser sehr offen. Er beschränkte sich keineswegs auf das, was im allgemeinen Sprachgebrauch als „wirtschaftlich“ bezeichnet wird. In der Tradition des Ökonomie-Nobelpreisträgers Gary S. Becker verstand er die Ökonomie vielmehr als eine Methode systematischen Denkens, die auf alle Lebensbereiche angewandt werden kann.

Dies kam insbesondere denjenigen zugute, die bei ihm studiert haben und von ihm promoviert wurden. Herr Grosser ermutigte sie stets, in den von ihm betreuten Arbeiten das ökonomische Handwerkszeug auf außergewöhnliche und vordergründig nicht immer naheliegende Themenstellungen anzuwenden. Häufig spieltheoretische Arbeiten mit Titeln wie „War and peace: Third-party intervention in conflict“ und „Spieltheoretische Modellanalyse von Strategien der Terrorabwehr“ belegen das anschaulich. Auch das von ihm für das kommende Wintersemester angekündigte Seminar „Eine Expedition in die Grenzbereiche der VWL“ lässt seine Freude an der Lehre und unkonventionellen Fragestellungen erkennen.

Nicht nur in seiner Zeit als Dekan der Fakultät von 2011 bis 2013 setzte sich Joachim Grosser intensiv für die Kooperation der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft mit den Universitäten Pécs und Szeged in Ungarn ein. Mehrfach reiste er in das Land und bekräftigte die internationale Zusammenarbeit in Mittel- und Osteuropa. Damit ebnete er zugleich den Weg für zahlreiche ungarische Studentinnen und Studenten, sich in das Doppelabschlussprogramm an der FernUniversität einzuschreiben, um in Ungarn sowie in Hagen Studienabschlüsse zu erwerben.

Menschlich zeichnete sich Joachim Grosser vor allem durch seine Loyalität und Besonnenheit aus. An seinem Lehrstuhl begegnete er seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf Augenhöhe. Er baute schnell eine vertrauensvolle Beziehung auf und gewährte den notwendigen Freiraum, um sich akademisch und persönlich entwickeln zu können sowie in jeder Hinsicht mit großer Eigenverantwortung für den Lehrstuhl tätig zu sein. Besonders geschätzt war seine Fähigkeit, fast schon im philosophischen Sinne über den volkswirtschaftlichen „Tellerrand“ hinauszublicken. Für tiefsinnige Gespräche, die auch lange über seinen frühen Tod hinaus noch zum Nachdenken anregen, nahm er sich gern die Zeit.

Mit Herrn Professor Joachim Grosser verlieren wir einen hervorragenden Wissenschaftler, einen versierten und geschätzten Dozenten sowie lieben Menschen und Kollegen. Er hinterlässt eine große Lücke.

Unser tief empfundenes Mitgefühl gilt seiner Frau sowie seinen Angehörigen und seinem Freundeskreis. Die FernUniversität in Hagen, insbesondere die Fakultät für Wirtschaftswissenschaft, wird ihm, seinen wissenschaftlichen Leistungen sowie seinem Einsatz in der Lehre ein ehrendes Andenken bewahren.