„Lernen ist Arbeiten!“

Das Unternehmensforum auf dem Hagener Campus brachte erneut die lokale Wirtschaft mit FernUni-Forschenden zusammen. Inhaltlich ging es diesmal um „Offenheit für Technologie“.


Gesprächsgäste, sitzend in Sesseln. Foto: FernUniversität
Nach inhaltlichen Impulsen vom Podium öffnete sich das Gespräch schnell für alle Gäste im Saal.

Als größte Bildungsinstitution in Hagen bringt die FernUniversität regelmäßig regionale Wirtschaftsvertreterinnen und -vertreter mit Forschenden an einen Tisch: In der aktuellen Ausgabe des Unternehmensforums ging es um „Offenheit für Technologie – Kompetenzen für den digitalen Wandel“. Ein Thema, das Wirtschaft, Bildungssektor und alle Bereiche der öffentlichen Verwaltung seit Jahren in Atem hält. So strich auch Prof. Dr. Uwe Elsholz zu Anfang heraus: „Digitale Transformation beschäftigt uns als FernUni immer wieder – in allen Variationen.“ Als Prorektor für Weiterbildung, Transfer und Internationalisierung begrüßte er vier erfahrene Gäste auf dem Podium: Prof. Dr. Christian Beecks, der den Hagener Lehrstuhl für Data Science innehat, Jörg Hellwig (ehm. CDO bei LANXESS Deutschland) sowie Ziya Cakmak und Yasin Cakmak vom Hagener Unternehmen Sicatron. Gemeinsam gaben sie Einblicke in den aktuellen Status Quo von Forschung und Wirtschaft, bevor sich das Gespräch für alle Gäste im Saal öffnete.

Mann steht mit Mikrophon. Foto: FernUniversität
Prof. Christian Beecks gab einen Einblick in seine Forschung zu Data Science.

Kompetenzlandschaft erforschen

„Die Digitalisierung eröffnet uns als Data-Scientisten ungeahnte Möglichkeiten“, machte Prof. Beecks klar. In der Praxis liefen Projekte jedoch nicht immer unter idealen Bedingungen ab – im Gegenteil: „Es gibt einen ganzen Wust aus Problemen, mit denen man sich beschäftigen muss, bis man an den Punkt kommt, wo man auf Knopfdruck maschinelles Lernen und KI einsetzen kann.“ Zur Lösung bedürfe es vieler Fähigkeiten. „Bevor wir ein neues Projekt angehen, können wir oftmals nicht einschätzen, welche Kompetenzen dafür erforderlich sind.“ Hier fehle es noch an einer geeigneten Formalisierung. „Uns beschäftigt die Erforschung der Kompetenzlandschaft“, unterstrich der Forscher daher und plädierte dafür, Data Science als Großes und Ganzes zu verstehen. „Wie können wir es soweit strukturieren, dass wir zu gegebenen Problemen automatisch erfahren, welche Kompetenzen notwendig und am Ort, wo das Projekt durchgeführt werden soll, auch vorhanden sind?“

Talent voll ausspielen

Jörg Hellwig berichtete aus der Management-Perspektive eines globalen Konzerns. „Ich habe schnell verstanden, dass wir mit Technologie eine wahnsinnige Effizienz in eine Firma bringen können“, teilte er seine Erfahrungen als Chief Digital Officer bei LANXESS. „Algorithmen haben die Entwicklung von Produkten extrem beschleunigt. Und Geschwindigkeit ist im globalen Markt einer der wichtigsten Faktoren.“ Der Konzern digitalisierte Produktion und Verkauf mit großem Erfolg. Dafür sei es auch wichtig gewesen, das Talent des Personals voll zu entfalten und richtig einzusetzen. Ein wichtiger Faktor dabei: Lernen. „Wir haben gesehen, dass wir unsere Mitarbeitenden mit neuen Kenntnissen ausstatten müssen“, so die Führungskraft. Hierfür braucht es im Sinne einer offenen Lernkultur ausreichend Freiraum. Auf den ersten Blick kostet die Aneignung neuer Fähigkeiten zwar Zeit, bringt jedoch langfristig großen Gewinn fürs Unternehmen. Hellwig ist sich sicher: „Auch Lernen ist Arbeiten!“

Mann auf dem Podium zeigt technisches Schaltteil. Foto: FernUniversität
Ziya Cakmak (Mitte) und Yasin Cakmak (li.) sprachen über die optimierte Fertigung ihrer Produkte.

„Jeder Arbeitsschritt digitalisiert“

Was digitale Transformation konkret für die Fertigung von Produkten bedeutet, zeigten Ziya und Yasin Cakmak am Beispiel ihres Unternehmens auf. Sicatron stellt unter anderem Schalttechnik, Sensoren, Motoren und Magnete her. „Das ist eine Handarbeit, die wir in Deutschland machen“, erklärte Ziya Cakmak. Der internationale Druck ist hoch. Einen entsprechend hohen Stellenwert haben damit Effizienz und Qualität für das Unternehmen. Deshalb optimierte Sicatron sämtliche Prozesse bis ins Detail. „Jeder einzelne Arbeitsschritt ist bei uns digitalisiert“, sagt Yasin Cakmak. „Wir haben es so transparent und offen gehalten wie möglich. Von der Produktion über das Lager bis hin zur Verwaltung: Jeder kann in die Prozesse einblicken und sie analysieren.“

Pandemie als Beschleuniger

Kanzlerin Birgit Rimpo-Repp schilderte dann auch die Sichtweise der FernUniversität auf ihren eigenen digitalen Wandel. „Corona war ein enormer Beschleuniger für die Veränderungsprozesse“, sagte die Verwaltungschefin. Gerade in der Krise habe sich Vertrauen ins Personal ausgezahlt. Denn Verantwortung in die Teams zu geben, bewusst Freiräume zur Veränderung zu lassen, das erhöhe die Bereitschaft, Kreativität und Anpassungsfähigkeit der Belegschaft. „Die Beschäftigen sind nicht in Schockstarre verfallen, sondern haben alle die Ärmel hochgekrempelt und Ideen entwickelt, wie es weitergehen kann.“ Prof. Dr. Ada Pellert ergänzte: „Vertrauen halte ich auch für einen ganz wichtigen Punkt.“ Als entscheidend erachtet die Rektorin, dass Verbesserungen auch wirklich spürbar sind. „Selber ausprobieren, Verantwortung übernehmen und vor allem den Nutzen sehen.“

 

Das könnte Sie noch interessieren

Benedikt Reuse | 01.12.2022