Gewalt in historischen Bezügen

Der Zuspruch zur Geschichtswoche des Historischen Instituts der FernUniversität bleibt hoch. Über 140 Studierende beschäftigten sich mit Konzepten und Formen von Gewalt.


Gewalt aus wissenschaftlicher Sicht: In diesem Jahr boten die drei Lehrgebiete des Instituts Vorträge, Podiumsdiskussionen, eine Book Party und Seminare rund um das Leitthema an. Es ging um Strafrituale in der Vormoderne, die Terrorherrschaft in der Französischen Revolution, „Fanatiker und Menschenfresser” im Kolonialismus, Tiere als Täter und Antisemitismus im frühen 20. Jahrhundert.

„Familientreffen”

Die Geschichtswoche findet alle zwei Jahre als Präsenzveranstaltung für Studiengänge mit geschichtswissenschaftlichem Bezug statt und bietet mit der Institutsfeier unter Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Kruse neben dem fachlichen Austausch auch Raum für den persönlichen. Viele der Geschichtsstudierenden halten Kontakt über eine virtuelle Gruppe im Netz. Auch sie freuen sich über die Begegnungen in Hagen.

„Es ist wie ein Familientreffen.“ Barbara Deter strahlte, um ihren Hals hing ein Schal mit der Aufschrift „Studierendengruppe Bonn“ – ein Ausweis echter Fans. Die Schals leuchteten in den Farben der Stadt Bonn: rot-gold. „Wir haben uns 2012 während der Geschichtswoche auf dem Campus kennengelernt und treffen uns regelmäßig einige Male im Semester, um gemeinsam zu lernen und uns gegenseitig zu motivieren“, erzählte Deter, die im Bachelor Kulturwissenschaften studiert.

Motivationsgruppe

Noch älter als die Bonner ist die Frankfurter Lerngruppe, die ebenfalls mit einer Delegation auf der Geschichtswoche vertreten war. Sabine Hynek initiierte die Gruppe 2009 mit, coachte sich und andere durchs Studium – und arbeitet aktuell an ihrer Promotion: „Aus unserer Ursprungslerngruppe haben die meisten abgeschlossen – es hilft.“ Inzwischen hält Michael Ullrich die Fäden in Frankfurt zusammen: „Wir treffen und fünf Mal im Semester, sprechen über Themen und Probleme, halten Vorträge. Es ist so eine Art Kolloquium.“ Die Faszination an geschichtlichen Zusammenhängen eint sie.

„Hagener Geschichtspreis“

„Sie haben Ihr Fernstudium durch die eigenständige Organisation des kollektiven Lernprozesses bereichert“, nahm Prof. Dr. Thomas Sokoll, der seit 1. Oktober im Ruhestand ist, Bezug auf die Lerngruppen. Als letzte Amtshandlung moderierte er die Ehrung der Absolventinnen und Absolventen, die eine Kommission aus allen drei geschichtswissenschaftlichen Lehrgebieten ausgewählt hatte. Die Vielfalt der Abschlussarbeiten spiegelt die thematische Bandbreite der Studiengänge. Traditionell verteilte Gudrun Baumgartner als Vertreterin des Fachschaftsrates Kultur- und Sozialwissenschaften Büchergutscheine an die Absolventinnen und Absolventen: zur Anerkennung ihrer Abschlüsse.

Zum zweiten Mal vergeben wurde auch der „Hagener Geschichtspreis“ für die beste Bachelor- und Master-Arbeit, gestiftet vom Lions Club Attendorn. Er ging an Alexander Menzel („Bürgertum und kulinarischer Luxus: exotische Zutaten im 'Leipziger Kochbuch' des 18. Jahrhunderts“) und Bianca Dommes („Der Fassbinder-Skandal als Zäsur in den deutsch-jüdischen Beziehungen nach 1945. Diskursfelder der Debatte um die Uraufführung von ,Der Müll, die Stadt und der Tod‘“).

Anja Wetter | 22.10.2019