Daten sind Rohstoff für nachhaltige urbane Mobilitätslösungen
Die Digitalisierung ermöglicht Kommunen neue Lösungen. In einem Vortrag an der FernUniversität zeigte Prof. Lutz Heuser Praxisbeispiele auf. Der Videostream hierzu ist nun online.
„Nachhaltige urbane Mobilitätslösungen“ zeigte Prof. Dr. Lutz Heuser mit einem Vortrag in der FernUniversität in Hagen auf, der im Rahmen der Ringvorlesung „Energie, Umwelt und Nachhaltigkeit“ des gleichnamigen Forschungsschwerpunktes der Universität stattfand. Lutz Heuser ist CEO des „The Urban Institute“ (Walldorf), das Kommunen berät und innovative Technologien für „Smart Citys“ entwickelt.
Nicht zuletzt die aktuelle Diskussion über den Klimawandel und der Dieselskandal haben viele Städte und Regionen in Deutschland veranlasst, über eine Verkehrswende nachzudenken. Doch erst durch die Digitalisierung und die starke Verbreitung von IT in Fahrzeugen entsteht eine Datenfülle, die viele nachhaltige urbane Mobilitätslösungen möglich macht. Heuser: „Daten sind ein Rohstoff!“ Öffentliche Verwaltungen können durch wertvolle Informationen in Mengen erhalten, die vor wenigen Jahren noch gar nicht vorstellbar waren.
Erkenntnisse zum Mobilitätsverhalten fehlen
Jedoch liegen Städten und Regionen bisher oft keine gesicherten Erkenntnisse über das Mobilitätsverhalten der Bürgerinnen und Bürger, Besucherinnen und Besucher und dessen Veränderungen vor: E-Scooter „überfluten“ die ersten Großstädte, ein schier unüberschaubares Car- und Bike-Sharing-Angebot überfordert die Verkehrs- und Städteplanerinnen und -planer.
In seinem Vortrag stellte Prof. Heuser zunächst die politischen Rahmenbedingungen der urbanen Mobilität vor und zeigte dann konkrete Lösungsansätze für nachhaltige urbane Mobilitätslösungen auf. In diesem Zusammenhang sprach Heuser auch besonders das FernUni-Projekt „Smart Traffic using Edge and Social Computing“ (STREAM) an. Ziel der interdisziplinären Forschungsgruppe ist es, ein neuartiges Routing-System für Verkehrsprognosen zu entwickeln.
Aktualität erhielt die Veranstaltung durch Medienmeldungen, nach denen in Deutschland die Treibhausgas-Emissionen gesunken sind. Allerdings nicht im Verkehrsbereich. In diesem Zusammen sprach Heuser auch das Thema „Höhere Preise für CO2-Zertifikate“ an.
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Kleinräumige Lösungen
Die Problemlösungen sollten seiner Meinung nach weniger bundesweit als vielmehr regional, also durch Kommunen oder kommunale Zweckverbände („Smart Region“), entwickelt werden.
- Lichtmasten z.B. könnten für die Überwachung von Parkraum hinsichtlich freier Stellflächen für „Smart Parking“ ebenso genutzt werden wie für das Laden von E-Fahrzeugen. So managt in Bad Hersfeld ein Parkleitsystem täglich 5.000 Fahrzeugbewegungen auf dem Markt mit 400 Parkplätzen.
- Bürgerinnen und Bürger maßen mit ihren Smartphones den Verkehrslärm und speisten die Ergebnisse mit einer App in ein „Lärmkataster“ ein. Ein Ingenieurbüro bestätigte, dass es tatsächlich zu laut ist. Das Digitalsystem „Cockpit“ steuert nun den Verkehr digital so, dass Fahrzeuge auf Parkplätze außerhalb der Stadt umgeleitet werden.
- Selbst die Zahlen von Personen können bei größeren Veranstaltungen dahingehend überprüft werden, ob es bei Menschenmassen zu Engstellen kommt.
- Um die Luftreinhaltung zu unterstützen, können Ampeln Fahrzeugen Geschwindigkeitsempfehlungen übermitteln und so zu einem besseren Verkehrsfluss, also für einen geringeren Schadstoffausstoß, beitragen. Das beweist Darmstadt auf einer hochbelasteten Straße.
Vorausgesetzt werden muss im Hinblick auf kurzfristig zu erwartende Prognosen, dass die smarten Daten akkurat und aktuell sind, auch die von Verwaltungen. Nur sind diese darauf immer noch nicht wirklich eingestellt, so Heuser weiter. Für sie sei der Schritt in den Wirtschaftskreislauf digitaler Datenströme eine Riesenherausforderung.