Kongress diskutiert wissenschaftliche und politische Perspektiven von New Learning

Rund 1000 Engagierte haben das Hagener Manifest unterzeichnet. Wie man dessen Forderungen umsetzt, stand im Mittelpunkt von Vorträgen, Workshops und einer Podiumsdiskussion.


Videokonferenz der Diskussionsteilnehmer. Foto: FernUniversität
Moderatorin Britta Mersch im Gespräch mit Bundestagsabgeordneten und Rektorin Ada Pellert.

Am Donnerstag, den 26.11., veranstaltete die FernUniversität in Hagen den virtuellen Kongress zum Hagener Manifest zu New Learning. Das Anfang Oktober veröffentlichte Manifest wurde inzwischen von mehr als 900 Unterstützerinnen und Unterstützern unterzeichnet. Der Kongress griff die Debatte um New Learning auf und bezog neben Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Lehrpraxis auch politische Akteurinnen und Akteure in einer Podiumsdiskussion ein. Interessierte konnten in Themenworkshops Position beziehen, Meinungen austauschen, Ideen entwickeln und Netzwerkprozesse rund um das Thema New Learning anstoßen. Prof. Dr. Ada Pellert, Rektorin der FernUniversität in Hagen und Mitglied im Digitalrat der Deutschen Bundesregierung, eröffnete den virtuellen Kongress und formulierte konkrete Forderungen an Gesellschaft, Wirtschaft und Politik.

Prof. Ada Pellert: „Neue, gemeinschaftliche Bildungspolitik wagen“

Nach Einschätzung von Pellert und den Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern des Hagener Manifest zeigte sich bereits vor der Corona-Pandemie sehr deutlich: Das Bildungssystem hierzulande kommt mit den notwendigen Veränderungsprozessen im Zuge der digitalen Transformation viel zu langsam voran. Einen Grund dafür sieht die FernUni-Rektorin in der mangelnden Zusammenarbeit wichtiger Akteurinnen und Akteure. Sie fordert daher: „Wir kommen nur weiter, wenn wir nicht mit dem Finger auf andere zeigen, sondern endlich mehr Kooperation für eine neue, gemeinschaftliche Bildungspolitik wagen.“ Diese solle zunächst an Hochschulen erprobt werden, da Hochschulen autonomer handeln könnten als etwa Schulen. Zu den neuen Wegen, die die Bildungspolitik einschlagen müsse, gehöre die Ausweitung von Bildungsabschlüssen. „Wir brauchen staatlich anerkannte akademische Abschlüsse jenseits von Bachelor und Master. Nur so können sich Hochschulen sinnvoll auf lebenslanges Lernen einstellen“, so Pellert.

Screenshot aus dem Livestream des virtuellen Kongresses. Foto: FernUniversität
Motive und Ziele des Hagener Manifests stellte Rektorin Ada Pellert in ihrer Begrüßung vor.

Um die wachsende Bildungsungerechtigkeit zu bekämpfen, forderte sie zudem, die technische Ausstattung der Bildungseinrichtungen deutlich zu verbessern, mehr pädagogisches Personal einzustellen und dieses angemessen zu qualifizieren. Pellert: „Wird zukünftig nicht mehr pädagogisches Fachpersonal eingestellt – und das gilt schon für Krippe und Kita –, wird Deutschland in Zukunft noch stärker unter einer wachsenden Bildungsungerechtigkeit leiden.“ Ganz grundsätzlich plädierte sie für mehr Offenheit für die Möglichkeiten der Digitalisierung: „Die ‚alten’ Pädagogen hätten vor Glück geweint, könnten sie sehen, welche Möglichkeiten wir dank unserer medialen Realität heute haben, um Lernprozesse zu individualisieren und zu personalisieren. Dieses positive Mindset brauchen wir, um die digitale Transformation in einen produktiven Entwicklungsprozess zu übersetzen."

Öffentliches Forum für inhaltlichen Austausch

Beim virtuellen Kongress diskutierten unter anderem Jan L. Plass (New York University, USA), Claudia de Witt (FernUniversität) und Josef Schrader (Deutsches Institut für Erwachsenenbildung. Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V.). In sechs Workshops konnten Teilnehmerinnen und Teilnehmer tiefer in die Diskussion einsteigen. Das Workshop-Programm reichte von einer kreativ-kollaborativen Ideensammlung für eine neue Rolle von Hochschulen über den Austausch zu institutionellen Change-Prozessen sowie Best-Practice-Beispielen aus Schule und Hochschule bis zur Verknüpfung von New Learning mit New Work. Zum Abschluss diskutierte Prof. Ada Pellert mit den Bildungspolitikerinnen und -politikern Jens Brandenburg (FDP), Birke Bull-Bischoff (Die LINKE), Ernst Dieter Rossmann (SPD), Katrin Staffler (CSU) und Margit Stumpp (Bündnis 90/Die Grünen) aus dem Deutschen Bundestag über Wege und Möglichkeiten, Bildungsinnovationen zu stärken und schneller voranzutreiben. Moderiert wurde der Kongress von der Bildungs- und Wissenschaftsjournalistin Britta Mersch.

Aufzeichnung der Veranstaltung

Eine Aufzeichnung der Veranstaltung stellen wir in Kürze zur Verfügung.

Stephan Düppe | 27.11.2020