„Ich setze auf interaktive Lehre“
Lena Oden hat den Ruf der FernUniversität in Hagen angenommen. Sie übernimmt das Lehrgebiet Rechnerarchitektur. Die Professorin mit MINT-Gen vereint dabei Karriere und Familie.
Prof. Dr. Lena Oden ist seit 2018 an der FernUniversität und hatte die erste Junior-Professur mit Tenure Track inne. Im April nahm sie nun den Ruf der FernUni an und übernimmt das Lehrgebiet Rechnerarchitektur von Prof. Dr. Wolfram Schiffmann. „Wir haben noch ein Jahr eine Übergangphase, was mich sehr freut, somit kann ich das Lehrgebiet nach und nach übernehmen“, erzählt Lena Oden. Ihre Tenure-Track-Professur war bereits im Fachbereich in der Fakultät für Mathematik und Informatik verankert. Dabei arbeitete die Forscherin bereits mit Prof. Wolfram Schiffmann und Prof. Jörg Keller zusammen.
Forschung ausbauen
Oden übernimmt die Bachelor-Kurse und die Lehrverantwortung. Allerdings wird sie nicht die gesamten Forschungsaktivitäten wie zum Beispiel zu den Flugassistenzsystemen weiterführen. „Viel mehr möchte ich meinen Schwerpunkt auf die Parallelen Systeme legen.“ Die Forschung an Hochleistungsrechnern möchte sie weiter ausbauen. „Ein Hochleistungsrechner besteht aus vielen Computern, die mit einem schnellen Netzwerk verbunden sind. Mein Job ist es eine Software zu entwickeln, damit diese Rechner miteinander Nachrichten austauschen“, erklärt Oden. Weiterhin möchte die Wissenschaftlerin dafür mit dem Forschungszentrum Jülich weiter zusammenarbeiten und so im „Human Brain Project“ mitarbeiten. Dort leitet sie ein Arbeitspaket welches eine europaweite Infrastruktur aufbaut, um anderen Wissenschaftlern Zugang zu Daten- und Rechenkapazität zu geben, die z.B. eine bessere Simulation des Gehirnes ermöglichen.
Auch forscht sie an kleineren Systemen, die zum Teil die Größe einer Kreditkarte haben. Diese entstehen auf den Großrechnern, sind dann aber meistens bei kleinen Geräten im Einsatz, die zum Beispiel in Automobile oder in Industrieanlagen eingesetzt werden. „Ich finde den Bereich sehr spannend. In modernen Fahrzeugen sind mittlerweile über 100 verschiedene Recheneinheiten verbaut.“
Mehr interaktive Lehre
In der Lehre möchte sie weg vom reinen Studienbrief und die Studierenden stärker einbeziehen. „Ich setze vermehrt auf neue Methoden, zum Beispiel auf den Einsatz von Jupyter Notebooks. Dort können Studierende direkt Lehrinhalte ausprobieren.“ Ihr großes Ziel ist erst einmal, die Kurse auf den neuesten Stand zu bringen. Langfristig möchte sie auch eigene Kurse entwickeln. Oden freut sie sich auf den zukünftigen Studiengang Data Science, den die Fakultät für Mathematik und Informatik plant. Hier möchte sich die Forscherin gerade zum Thema „parallele Datenverarbeitung“ einbringen und mit den Wissenschaftler:innen in den Bereichen Data Science und Künstliche Intelligenz zusammenarbeiten.
Da Oden bereits in Jülich mit deutschen und europäischen Kooperationspartner:innen forscht, möchte sie auch gerne Studierenden die Chance bieten, dort kleinere Forschungsprojekte zu bearbeiten. Das war zum Beispiel mit einer Studierenden möglich, die vor ihrer FernUni-Laufbahn bereits Biologie studiert hatte und sich ebenfalls im „Human Brain Project“ einbringen konnte. Damit Studierende mehr naturwissenschaftliche Ressourcen nutzen können, will Oden die Forschung in Hagen und Jülich enger miteinander verknüpfen. In Jülich besteht dann die Möglichkeit, Inhalte auf dem größten Rechner Europas zu berechnen. „Wenn es wieder möglich ist, möchte ich den Kontakt zu den Studierenden ausbauen und freue mich auf Studientage vor Ort. Denn der persönliche Kontakt fehlt mir schon.“
Neuer Lebensmittelpunkt im Ruhrgebiet
Lena Oden hat nicht nur einen Ruf aus Hagen erhalten, sondern parallel einen von der Universität Jena. „Letztendlich habe ich mich aber an der FernUni sehr willkommen gefühlt, sowohl von der Fakultät als auch vom Rektorat.“ Momentan lebt die Forscherin mit ihrer Familie in Aachen, doch sie plant nach Hagen beziehungsweise ins Ruhrgebiet zu ziehen. „Wenn Corona nicht dazwischengekommen wäre, wären wir schon längst umgezogen. Denn ich möchte für meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter greifbar sein“, erzählt Oden.
Oden kommt aus einer naturwissenschaftlich geprägten Familie, daher hatte sie mit den Fächern Mathematik & Co. keine Berührungsängste. „Leider habe ich kein Geheimrezept, damit mehr Frauen ein MINT-Studium aufzunehmen. Sonst wäre ich reich“, lacht Oden. Sie selbst wollte damals einfach wissen, wie ein Handy funktioniert. Oden war als Jugendliche nie diejenige, die nur am Computer saß. Vielmehr hat sie im Laufe der Zeit Spaß am Programmieren gefunden. „Man hat viel mit anderen Menschen zu tun. Das Bild vom Informatiker, der nur von seinem Rechner sitzt, ist falsch. Der Beruf kann sehr aufregend sein und man muss eine Menge Kreativität mitbringen.“
Vorbilder suchen
Die Forscherin ist letztes Jahr Mutter geworden und vereinbart ihre Karriere als Professorin mit der Familie. Sie habe die Familienplanung lange aufgeschoben und kennt viele Frauen in der Wissenschaft, die dies ebenfalls getan haben. „Im Nachhinein hätte ich es anders gemacht, aber bei den in der Wissenschaft üblichen befristeten Verträgen ist das nicht immer einfach. Man sollte mit seinen Vorgesetzten und seinem Partner darüber sprechen.“ Sie glaubt, es wird leichter, je mehr Frauen und auch Männer sich trauen, neben der Karriere auch Zeit für die Familie zu nehmen. „Ohne meinen Partner, der auch in Elternzeit ist, wäre es mir nicht möglich, Familie und Karriere zu vereinen.“
Oden hat es auch geholfen sich Vorbilder zu suchen und sich mit anderen Müttern auszutauschen. Ihr Vorbild ist vor allem ihre Oma, die als Mutter von zwei Kindern promovierte und den Mut hatte ihre Ziele zu verwirklichen – eben eine MINT-Familie.
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