„Ich wollte schon immer an der Uni bleiben“

Er möchte Studierende für die Mathematik begeistern. Prof. Dr. Sebastian Riedel leitet seit April das Lehrgebiet Angewandte Stochastik der FernUniversität.


„Ich freue mich besonders auf die unterschiedlichen Studierenden der FernUniversität“, sagt Prof. Sebastian Riedel. Trotz weiterer Angebote hat er sich für die FernUni entschieden. „Mich interessieren die Hintergründe der Studierenden, die oft berufstätig sind. Auch studieren Freundinnen sowie Freunde von mir an der FernUni und haben viel Positives berichtet.“

Drei Personen stehen auf der Terasse der FernUniversität. Foto: FernUniversität
Prof. Dr. Sebastian Riedel (Mitte) bei seiner Ernennung mit FernUni-Rektorin Prof. Dr. Ada Pellert und Studiendekan der Fakultät für Mathematik und Informatik, Prof. Dr. Wolfgang Spitzer.

Schwerpunkt: Stochastische Analysis

Sebastian Riedel übernimmt das Lehrgebiet von Prof. Werner Kirsch (Stochastik). Sein Forschungsschwerpunkt ist die Stochastische Analysis. Diese ist ein Teilgebiet der Mathematik. „Sie beschäftigt sich vorwiegend mit stochastischen Prozessen, also Prozessen, deren Verläufe zufällig sind.“ Diese werden in zahlreichen Anwendungen eingesetzt, um Vorgänge zu modellieren. „Typische Prozesse, die ich betrachte, sind zum Beispiel die von Preisen oder Aktienkursen“, erklärt Riedel.

Diese Prozesse seien häufig nicht direkt gegeben, sondern Lösungen von stochastischen Differentialgleichungen. Die mathematische Methode gibt dem Forscher Raum zu entscheiden, ob die Gleichungen eine Lösung bieten und diese zu untersuchen. „Es gibt unterschiedliche Techniken, um Differentialgleichungen zu untersuchen. Ein Großteil meiner Forschung ist auf die Theorie der Pfade ausgelegt.“

Bewertung von Preisen

Der Wissenschaftler ist sowohl im theoretischen als auch im angewandten Forschungsfeld „zu Hause“. Er forscht in der angewandten Mathematik unter anderem im Bereich der Finanzmathematik. „Die meisten mathematischen Modelle in der Finanzmathematik setzen voraus, dass bei der Dynamik von Preisprozessen die Vergangenheit keine Rolle spielt. In den vegangenen Jahren gibt es allerdings Bestrebungen, andere Modelle zu entwickeln, die diese miteinbeziehen“, erklärt der 39-jährige Professor. Gemeinsam mit weiteren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern hat Riedel im Kontext dazu das „Stoppproblem“ untersucht und gelöst. Es betrifft alle Prozesse, die ein Gedächtnis haben und Werte aus der Vergangenheit einbeziehen. „Das Verfahren haben wir so allgemein formuliert, dass es sich nicht nur für die Finanzmathematik anwenden lässt, sondern auch für die Bewertung von Strom- und Gaspreisen“, meint Riedel.

Ein Mann steht auf der Terasse der FernUniversität. Gebäude der FernUni spiegeln sich am Fenster. Foto: FernUniversität
Das Lehrgebiet Angewandte Stochastik von Prof. Sebastian Riedel wird im neuen Masterstudiengang Data Science die Verbindung zur Mathematik sein.

Mathematik gehört zur Data Science

Seine Forschung ist mit vielen Themen der Data Science und des maschinellen Lernens verbunden. Sein Lehrgebiet Angewandte Stochastik wird im neuen Masterstudiengang Data Science die Verbindung zur Mathematik sein. Daher freut Riedel sich sehr auf den Studiengang. „Ich möchte mit den Kolleginnen und Kollegen nicht nur in der Lehre zusammenarbeiten, sondern auch in der Forschung.“

Riedel wird die mathematischen Grundlagen im Data Science-Studiengang lehren. „Ich werde den Studierenden die mathematische Sprache beibringen, in der Data Science verfasst ist. Sie brauchen diese Grundlagen, um Methoden richtig anwenden zu können“, sagt der Wissenschaftler. So können sie erst dann Prozesse analysieren und z.B. Aussagen darüber treffen, wie genau ein Algorithmus ist. Die Mathematik formalisiert oft Sachen, die Anwenderinnen oder Anwender bereits wissen. „Sie hilft dabei, Prozesse zu erklären. Das ist besonders nützlich, wenn Dinge nicht funktionieren, denn die Mathematik bietet einen Rahmen, in dem dann eine Lösung gefunden werden kann.“

Der Wissenschaftler wünscht sich, Studierende für die Mathematik begeistern zu können. „Mathematik ist ein wichtiger Bestandteil der Data Science.“ In seinem Modul wird er nach seiner Aussage „die schönsten Bereiche der Mathematik“ lehren. Dazu gehöre unter anderem Statistik, Lineare Algebra sowie die Wahrscheinlichkeitstheorie. „Wenn man den Bachelor Mathematik absolviert, sind das unterschiedliche Vorlesungen. Im Data-Science-Modul lehre ich einen Querschnitt aus vielen mathematischen Bereichen.“

Kontakt zu den Studierenden halten

Im Bachelor Mathematik wird er die Vorlesungen von seinem Vorgänger übernehmen. „Sie gehören zu den Grundlagen der Stochastik. Ich werde vereinzelt aber andere Schwerpunkte setzen.“ Für die Studierenden möchte er gerne einen virtuellen Raum zur Verfügung stellen, damit sie gemeinsam lernen können. „Eine meiner größten Herausforderungen wird es sein, die Distanz zu überbrücken“, meint Riedel. Er möchte daher nicht nur auf Studienbriefe setzen, sondern auch Videos anbieten und mit den Studierenden Kontakt über E-Mails oder Foren halten. „Die FernUniversität verfügt über viel Erfahrung in der Distanzlehre. Davon möchte ich unbedingt lernen und freue mich auch auf das Feedback der Studierenden.“

Bevor Riedel seine Stelle in Hagen aufnahm, lehrte er an der Technischen Universität Berlin, an der Universität zu Köln und bis März 2021 an der Leibniz Universität Hannover. Er promovierte in Berlin und arbeitete danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter. „Das klingt vielleicht witzig, aber ich habe in dieser Zeit wenig Vorlesungen in meinen Themenfeldern gegeben. Ich habe meinen Fokus in der Lehre außerhalb meiner Themenfelder gelegt.“ So konnte der Wissenschaftler neue Themen kennenlernen und sich diese gemeinsam mit den Studierenden erarbeiten. In Hannover gab er dann hauptsächlich Vorlesungen zum Thema Stochastik und war für die Ausbildung der Mathematik- und der Informatik-Studierenden zuständig.

„Ich wollte immer an der Uni bleiben“

Der 39-jährige Professor aus Hannover mag seine Arbeit sehr gerne, da sie ihm sehr viel Spaß macht und er die Freiheit in der Wissenschaft genießt. „Ich wollte schon immer an der Uni bleiben. Ich mag die Lehre sowie die Forschung“, sagt Sebastian Riedel. Es sei der ideale Beruf für ihn, da er sehr gerne mit anderen Menschen zusammenarbeitet – mit Studierenden oder anderen Forschenden.


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