Bildungserfolge stiften

Nach einer digitalen Feier im vergangenen Jahr trafen sich die Stipendiatinnen und Stipendiaten der aktuellen Förderrunde im Deutschlandstipendium jetzt persönlich.


Foto: FernUniversität
Stipendiatinnen und Stipendiaten der FernUniverstät mit den Menschen, die sie unterstützen und fördern.

Nach einer digitalen Feier im vergangenen Jahr trafen sich die Stipendiatinnen und Stipendiaten der aktuellen Förderrunde im Deutschlandstipendium jetzt persönlich.

Die meisten der 35 Geförderten waren der Einladung zu einer Feierstunde in Hagen gefolgt, in der sie ihre Urkunden bekamen und ihre Förderinnen und Förderer kennenlernten. Möglich war wegen des Planungsvorlaufs nur ein kurzes Programm – aber das in Präsenz, mit kleinen Kindern und einem Hund. FernUni eben.

Die Studierenden, die für das Bundesförderprogramm ausgewählt wurden, repräsentieren die wohl heterogenste Studierendenschaft der Republik. Einen gemeinsamen Nenner haben sie dennoch: „Sie alle sind besonders begabt, besonders engagiert, besonders vielversprechend“, beschrieb es Prof. Ada Pellert, Rektorin der FernUniversität, in ihrer Rede während der Feierstunde – und: „Die meisten von ihnen sind voll berufstätig, einige von Ihnen haben Kinder, Sie engagieren sich sozial, arbeiten ehrenamtlich und haben zum Teil sehr konkrete Pläne, wie Sie unsere Gesellschaft verändern wollen. Jede und jeder von Ihnen aber hat seine eigene Geschichte.“

Zirkuspädagogin mit Biologiestudium

Das machte stellvertretend für alle im Raum Ronja Zbik deutlich. Die 33-Jährige berichtete von ihren Erfahrungen mit dem Deutschlandstipendium, Söhnchen Luca (neun Monate alt) schlummerte im Tragesack. „Wie wohl die meisten, die an der FernUni in Hagen studieren, habe ich keinen gradlinigen Lebenslauf“, stieg sie in ihre Rede an dem Abend ein. Deshalb empfinde sie es oft als schwierig auf die Frage „Und, was machst du?“ zu antworten. „Mein Gegenüber erwartet hier eine eindeutige Antwort. Eine Berufsbezeichnung und im besten Fall eine Identifikation mit eben dieser. So lassen sich Menschen einordnen. Wir sind, was wir tun. Wir werden definiert durch unsere Berufstätigkeit.“

Ronja Zbik selbst hat ein abgeschlossenes Biologie-Studium, arbeitet seit vielen Jahren freiberuflich als Zirkuspädagogin mit Kindern und Erwachsenen. Über eine Bildungsinitiative war sie unter anderem als Fellow an einer Gesamtschule tätig und arbeitete als Vertretungslehrerin. An der FernUniversität studiert sie nun in Teilzeit Bildungswissenschaften und bewirbt sich aktuell auf eine Stelle als wissenschaftliche Hilfskraft im Bereich Umweltwissenschaften. Seit sechs Jahren ist sie zudem „Vollzeit-Mama“ von inzwischen drei Kindern. „Das passt in keine Schublade und wirft meist mehr Fragen auf, als es beantwortet. Es widerspricht dem gängigen Bild ,Ich bin, was ich arbeite‘“, konstatiert Ronja Zbik.

Mit Bildungswissenschaften ergehe es ihr wie mit ihrem Erststudium: „Ich studiere es zuallererst zum Selbstzweck. Es begeistert mich und fühlt sich einfach richtig an.“ Zweifel plagten sie dennoch zwischendrin – bis hin zur Frage, wie sich das Studium später beruflich „verwerten“ lässt? An dieser Stelle hat ihr das Stipendium in den vergangenen zwei Jahre sehr geholfen. „Es hat mich motiviert und weiter zu Höchstleistung angetrieben.“ Für sie ist die Botschaft klar: „Es ist nicht nur in Ordnung keine eindeutige Antwort auf die Frage ,Und, was machst du?‘ zu haben, sondern es wird als Gewinn gesehen, dass wir so facettenreich aufgestellt sind.“

  • Die FernUniversität vergibt seit 2012 Deutschlandstipendien, im Studienjahr 2021/22 sind es 35 Stipendien (23 Frauen, zwölf Männer). Der private Anteil wurde dabei bereitgestellt durch:

    • zehn Stipendien: Gesellschaft der Freunde (GdF);

    • 21 Stipendien: Unternehmen, Institutionen und Privatpersonen, davon vier Absolventen: RAG-Stiftung/Essen, dormakaba/Ennepetal, Sparkasse Hagen Herdecke, Märkische Bank eG/Hagen, CD Wälzholz/Hagen, Heike und Horst Hoffmann-Stiftung, Prof. Dr. Ada Pellert, Prof. Dr. Winfried Hochstättler/FernUniversität in Hagen, Prof. Dr. Robert Gaschler/FernUniversität in Hagen, Hans-Rudolf Hermannsen, Klaus Oberliesen, Uwe Adelmeyer, Dr. Horst Projahn sowie Dr. Marcus Schölling, Wulf Tiedemann, Jan Bierbüße, Dr. Claudio Gruler und Markus Lemmer als Absolventen;

    • vier weitere Stipendien durch Kleinspenden auf ein Sammelkonto.

Hohe Leistungsbereitschaft

Daran knüpfte Frank Walter als Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft der Freunde (GdF) der FernUniversität an. Die GdF unterstützt das Deutschlandstipendium sehr engagiert. „Sie sollen die Möglichkeit haben, sich ungehindert zu entfalten und sich mit hoher Leistungsbereitschaft einzubringen“, wandte er sich an die Stipendiatinnen und Stipendiaten. „Angesichts des demografischen Wandels, des steigenden Fachkräftemangels und des wachsenden internationalen Wettbewerbs müssen wir der gezielten Förderung junger Menschen eine immer größere Bedeutung zumessen.“ Walter, beruflich Vorstandsvorsitzender der Sparkasse HagenHerdecke, hat selbst an der FernUniversität studiert und kennt die Anforderungen eines Fernstudiums.

Das Auswahlgremium der FernUni hatte es nicht leicht, die förderungsfähigen Studierenden herauszufiltern: Aus 232 Bewerbungen galt es 35 auszuwählen. „Das war nicht nur viel Arbeit, sondern auch schmerzhaft“, sagte die Rektorin mit einem Augenzwinkern – und stellte in Aussicht: „Die Qualität der Bewerbungen und die hohe Nachfrage haben uns überzeugt, dass wir auch im Studienjahr 2022/23 wieder Deutschlandstipendien vergeben möchten. Ich würde mich freuen, wenn Sie, liebe Fördererinnen und Förderer, uns auch weiterhin unterstützen.“


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Anja Wetter | 18.05.2022