„Ohne FernUni fehlt etwas“

Das Hagener Institut für Philosophie ist ein besonderer Ort in der Bildungslandschaft. Das zeigte sich auch in der „Woche der Philosophie“ mit Seminaren, Vorträgen und Ehrungen.


Gruppenfoto Foto: FernUniversität
Den Höhepunkt der Woche bildete die Graduiertenfeier, bei der alle erfolgreichen Abschlüsse gewürdigt wurden.

Fernstudium muss keine einsame Tätigkeit sein: Die FernUniversität bietet ihren Studierenden zahlreiche Möglichkeiten, sich untereinander zu vernetzten und Kontakt zu Lehrenden aufzunehmen – digital wie bei speziellen Veranstaltungen in Präsenz. Für die philosophischen Studiengänge findet einmal jährlich die „Woche der Philosophie“ auf dem Hagener Campus statt. An insgesamt drei Tagen gab es auch dieses Mal wieder Vorträge, Diskussionen und Seminare. Prof. Dr. Andreas Niederberger von der Universität Duisburg-Essen hielt zudem einen Festvortrag zum Thema „Ist Migration eine Herausforderung für den Kosmopolitismus?“. Der Festakt gehörte zur Graduiertenfeier, mit der das Institut auf ein erfolgreiches Jahr zurückblickte und seine Absolventinnen und Absolventen ehrte: 40 Studierende erlangten ihren Bachelor- und 28 Studierende ihren Masterabschluss in Philosophie. Dazu kommen fünf abgeschlossene Promotionen und eine Habilitation.

Wer von den Graduierten für die Feier auf den Hagener Campus gekommen war, erhielt die Gelegenheit, die Ergebnisse der jeweiligen Abschlussarbeit auf dem Podium vorzustellen. Einige nutzten ihre Redezeit, um sich persönlich bei Prüfenden und Almer Mater zu bedanken. „Bei der Ehrung fand ich besonders beeindruckend zu sehen, wie begeistert die Studierenden von unserer FernUniversität sind“, freut sich Institutsleiter Prof. Dr. Thomas Bedorf. „Einen schönen Satz habe ich mir gemerkt, den verschiedene Leute in unterschiedlichen Formulierungen wiederholt haben: ‚Ich bin froh, dass ich meinen Abschluss geschafft habe, aber was soll ich jetzt bloß machen?‘“ Für den Professor enthält gerade diese offene Frage ein wichtiges Lob: „Das ist das größte Kompliment, das man unserer Institution und der Lehre machen kann: Ich würde gerne weitermachen – und mir fehlt ohne die FernUni etwas.“

Foto: Christophe Delory
Institutsleiter Prof. Thomas Bedorf

Vielfalt als Alleinstellungsmerkmal

Das Studienmodell der FernUniversität kommt vielen entgegen – allerdings hat die Hagener Philosophie auch inhaltlich eine besondere Stellung in der Bildungslandschaft: „Unser Institut ist im besten Sinne sehr klassisch“, charakterisiert Prof. Bedorf. „In der Bundesrepublik dominiert die sprachanalytische Philosophie in der Regel die Institute.“ Dahinter stehe eine allgemeine internationale Tendenz, der das Hagener Institut jedoch nicht folge. „Wir sind breit und plural aufgestellt. Unsere vier Lehrgebiete haben quasi keine Überschneidungen.“ Keine Denkrichtung herrsche dabei auf dogmatische Weise vor, kaum eine Epoche von der Antike bis zur Gegenwart bleibe im Curriculum ausgespart. Genauso wenig gäbe es bestimmte verhärtete Blöcke unter Forschenden und Studierenden. „Das wird von außen auch so wahrgenommen!“, weiß Thomas Bedorf, der unter anderem verfolgt, wie in den sozialen Medien – etwa bei Twitter – über das Hagener Lehrangebot gesprochen wird.

Klein und doch groß

Mit seinen vier Lehrgebieten hat das Institut für Philosophie zwar vergleichsweise wenig Forschende und Lehrende. Ungewöhnlich hoch ist dafür die Zahl der Philosophie-Studierenden, die an der FernUniversität betreut werden: „Wir haben rund 400 eingeschriebene Studierende im Master“, betont Bedorf und veranschaulicht mit einer Anekdote, wie groß diese Zahl ist. Erst kürzlich sei er auf einer Vortragsreise durch die USA gewesen. Im Gespräch mit den amerikanischen Kolleginnen und Kollegen über die hiesigen Studienbedingungen, sei er ins Staunen gekommen: „Man fällt fast vom Stuhl und fragt ungläubig nach, wenn man hört, dass ein philosophisches Institut dort etwa nur 12 Master-Studierende hat.“

 

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Benedikt Reuse | 29.11.2022