Klimaziele: 2030 ist näher, als man denkt
Noch aktueller wurde ein Vortrag zu Deutschlands Klimaneutralität an der FernUniversität durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts. Der Stream ist jetzt öffentlich zugänglich.

Wie kann Deutschland auf die Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas verzichten? Was muss in den nächsten zehn Jahren passieren, damit das funktioniert? Durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das die Politik verpflichtet hat, die Energiewende schneller zu realisieren, erhielt der Online-Vortrag „Deutschlands Klimaneutralität 2050: Welche politischen Entscheidungen müssen heute getroffen werden, um das Ziel zu erreichen?“ eine noch größere Aktualität, als er sie bereits hatte. Gehalten wurde er von Dr. Patrick Graichen in der Ringvorlesung Energie, Umwelt & Nachhaltigkeit der FernUniversität in Hagen.
Dr. Graichen ist Direktor und Geschäftsführer der Agora Energiewende, Smart Energy for Europe Platform (SEFEP) gGmbH. Diese Denkfabrik, die Agora Verkehrswende und die Stiftung Klimaneutralität haben die Prognos AG, Basel, das Öko-Institut, Freiburg, und das Wuppertal Institut damit beauftragt, ein machbares Szenario für ein klimaneutrales Deutschland zu entwickeln. Dabei bilden Wirtschaftlichkeit, Wahrung der Investitionszyklen und Akzeptanz die Kernkriterien.
Der Vortrag ist jetzt von allen Interessierten kostenfrei als Stream abrufbar.

Um das Ziel einer CO2-neutralen Wirtschaft im Jahr 2050 – bzw. nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts bereits im Jahr 2045 – realisieren zu können, beschrieb Patrick Graichen drei Schritte und fünf zentrale Strategien. Und: Nach der Bundestagswahl muss ein 100-Tage-Sofortprogramm Priorität haben, das die entscheidenden Stellschrauben in drei bis fünf der wichtigsten Gesetze, Verordnungen und Programme ändert, um ein Minus von 65 Prozent bis 2030 zu ermöglichen – „Egal, wer regiert!“. Alleine dafür, dass Wind- und Solarenergie die Primärenergiequellen werden, ist ein enormer Umbau der Infrastruktur notwendig, der viel Geld und Zeit kostet. Graichen: „2030 ist näher, als man denkt!“
An der Veranstaltung nahmen 100 Interessierte teil, die nach dem Vortrag noch intensiv Fragen stellten und diskutierten.
Bundesverfassungsgericht verschärfte Klimaziele
Das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) hatte kurz vor dem Vortrag in seinem Aufsehen erregenden Urteil neben einem früheren Klimaneutralitätsziel für das Jahr 2045 (statt 2050) unter anderem auch höhere Klimazwischenziele für 2030, 2035 und 2040 sowie schärfere Regelungen zur Nachsteuerung vorgegeben. So wurde zum Beispiel das Klimaschutzziel für das Jahr 2030 auf ein CO2-Minus von 65 Prozent erhöht. Neue Klimaschutzziele wurden für 2035 (minus 77 Prozent) und 2040 (minus 90 Prozent) eingeführt.
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